Feuerpause ab Sonntag

Neuer Anlauf für Waffenruhe in Berg-Karabach

Ausland
17.10.2020 21:38

Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach nehmen Armenien und Aserbaidschan einen neuen Anlauf für eine Feuerpause. Um Sonntag um Mitternacht Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) solle eine „humanitäre Waffenruhe“ in Kraft treten, teilten die beiden Außenministerien am Samstagabend mit. Bereits vor einer Woche hatten sich beide Seite unter Vermittlung Russlands auf eine Feuerpause verständigt. Diese Vereinbarung war jedoch schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen worden.

Vor der Einigung hatte es neue Kämpfe mit Toten und Verletzten gegeben. Aserbaidschan meldete schwere Angriffe der armenischen Seite in der Nacht auf Samstag auf Ganja, die zweitgrößte Stadt des Landes. Bei dem Raketenbeschuss seien 13 Menschen getötet worden, teilte das Zivilschutzministerium in der Hauptstadt Baku mit. Armenien machte das Nachbarland ebenfalls für Angriffe verantwortlich.

Von 50 Verletzten sprach Aserbaidschan in Ganja. Die Leichen seien etwa unter Trümmern zerstörter Häuser gefunden worden. Darunter sollen auch Kinder gewesen sein. Auf von Aserbaidschan verbreiteten Bildern war zu sehen, wie Rettungskräfte in zerstörten Häusern nach Überlebenden suchen. Dabei waren auch Suchhunde im Einsatz. Die Behörden sprachen von erheblichen Schäden.

Beide Seiten werfen sich Bruch der Feuerpause vor
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev nannte den Angriff im Fernsehen ein Kriegsverbrechen und drohte, dass die armenische Führung dafür zur Rechenschaft gezogen werde. Armenien wies jedoch eine Verantwortung zurück und warf dem verfeindeten Nachbarn im Gegenzug vor, selbst hinter dem Angriff zu stecken und dies als „Propaganda“ gegen die Armenier zu verwenden.

Armenien wiederum berichtete von Raketenangriffen der aserbaidschanischen Seite, darunter auf die Hauptstadt von Berg-Karabach. Dabei seien in Stepanakert mindestens drei Zivilisten verletzt worden. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, erneut gegen die Feuerpause verstoßen zu haben.

Lawrow: Feuerpause aus humanitären Gründen
Der russische Außenminister Sergej Lawrow appellierte am Abend eindringlich an beide Seiten, sich an die Vereinbarung zu halten. Er telefonierte dazu nach Angaben seines Ministeriums in Moskau erneut mit seinen Kollegen aus Aserbaidschan und Armenien, Jeyhun Bayramov und Sohrab Mnazakanjan.

Dabei habe Lawrow daran erinnert, dass die Feuerpause auch humanitären Gründen diene. Außerdem hätten beide Seiten ihre Bereitschaft für „substanzielle Verhandlungen“ mit dem Ziel einer schnellstmöglichen Friedensregelung erklärt, hieß es.

„Angriffe auf Zivilisten müssen ein Ende haben
Auch die EU forderte beide Seiten erneut zur Einhaltung der Waffenruhe auf. „Alle Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen müssen ein Ende haben“, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Samstag. Die Europäische Union bedauere den Beschuss der aserbaidschanischen Stadt Ganja.

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