„Krone“: Herr Primar, Sie meinen, dass nicht alle laut Statistiken genesenen Personen auch gesund seien. Wie kommt's?
Harald Stingl: Derzeit werden alle Personen, die Covid-19 überstanden haben, also nicht verstorben sind und nicht mehr aktiv krank sind, in den offiziellen Statistiken als „genesen“ geführt. Das suggeriert, dass Patienten wirklich gesund sind, was nur bedingt stimmt. Ein Teil der Patienten ist über längere Zeit rekonvaleszent oder leidet an chronischen Folgeschäden.
Ist das Virus gefährlicher als gedacht?
Die Einschätzung der Gefährlichkeit ist besser geworden. Die Sterblichkeit ist jedenfalls deutlich höher und der Verlauf inklusive Erholungsphase länger als bei der Influenza. Trotzdem gibt es Patienten, die einen relativ symptomarmen Verlauf haben und sich rasch vollständig erholen. Durch die unterschiedlichen Verläufe denken viele aber, dass es sich um eine harmlose Krankheit handelt, und übersehen, dass der Verlauf im Einzelfall schwer vorherzusagen ist.
Wie man inzwischen weiß, werden beim Krankheitsverlauf zwei Phasen unterschieden. Wie sehen diese aus?
Die erste Phase gleicht oft einem typischen fieberhaften Infekt mit durchaus unterschiedlicher Fieberhöhe und Husten. Dazu kommen häufig der Verlust von Geruch- und Geschmacksinn und andere Symptome. Nach wenigen Tagen kommt es zum Sinken des Fiebers und einer deutlichen Besserung. Bei einigen Patienten tritt in einer zweiten Phase, meist ab dem siebenten Tag, dann aber eine neuerliche Verschlechterung auf, die von Atemnot und Schwäche sowie teils auch weiterhin von Husten geprägt ist. Hier steht eine übersteigerte Entzündungsreaktion des Körpers im Vordergrund, die dann häufig zu Komplikationen und zur Spitalsaufnahme führt.
Interview: Nikolaus Frings, Kronen Zeitung
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