Keine Konsequenzen

LH Platter fordert endlich „Freispruch“ für Ischgl

Tirol
17.10.2020 08:00

Ischgl hat keine Schuld, Tirol hat keine Schuld: „Das Bashing muss aufhören!“, forderte Landeshauptmann Günther Platter und verlangte einen Schulterschluss. „Was muss passieren, damit in Tirol jemand zurücktritt?“, fragte sich hingegen die Opposition.

Viele Worte verlor Platter am Freitag im Landtag nicht über den 287-seitigen Bericht der Ischgl-Kommission. Es sei „gut, dass dieser breit diskutiert wird“. Aber man müsse nun einen Schulterschluss zustande bringen. Es müsse endlich aufhören, dass den Ischglern und den Tirolern die Schuld an dieser Pandemie gegeben werde. Ischgl habe keine Schuld, Tirol habe keine Schuld. Daher sei Einigkeit notwendig, „das erwarten sich die Tirolerinnen und Tiroler“, verdeutlichte Platter. Doch zu einem Schulterschluss in dieser Frage kam es im Landtag nicht – ganz im Gegenteil

Forderung an Platter nach Entschuldigung
Seit Erscheinen des Berichtes übe sich die Landesregierung in Schönrederei und Realitätsverweigerung, sagte SP-Chef Georg Dornauer. Sie kenne kein Unrechtsbewusstsein und keinen Genierer. „Eine Entschuldigung bei den Tirolern und bei den Hinterbliebenen der Opfer wäre das Wichtigste gewesen“, polterte Dornauer. Aufforderungen dazu ignorierte Platter am Freitag genauso wie Rücktrittsforderungen an Landesrat Tilg und andere Spitzenbeamte.

Personelle Konsequenzen aus dem Ischgl-Bericht schloss Platter bereits am ersten Tag aus. Nicht einmal ein Ansatz davon war auch im Landtag zu hören. Das Land will Gesundheitsdirektion und Krisenstab neu aufbauen: „Heißt das, wir bekommen jetzt alles doppelt? Und das nennt ihr dann Strukturreform?“, fragte Dornauer. Er war nicht der Einzige, der Rücktrittsaufforderungen gegen Tilg, Landessanitätsdirektor Katzgraber und gegen den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit erhob: „Wer Fehler verleugnet und vertuscht, der versagt und wer mit demselben Personal weitermacht, macht dieselben Fehler wieder“, stellte Landtagsabgeordneter Markus Sint fest.

„Was muss eigentlich in Tirol noch alles passieren?“, sprach FP-Chef Markus Abwerzger von einer „unterentwickelten Rücktrittskultur“. „Sich vor seine Leute zu stellen, ist eine gute Eigenschaft, aber in diesem Fall falsch.“ Tilg werde das Ende der Periode politisch nicht erleben. Die Kernforderungen der NEOS: Rücktritte und einen Runden Tisch mit Opfern, die es unschuldig getroffen hat. Die richtigen Schlüsse zu ziehen, sei nicht einfach, sagte ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf: „Einfacher ist es, Bauernopfer und Sündenböcke zu suchen!“

Wiedergutmachung statt langer Prozesse
Der Bericht sei kein Schuldspruch, kein Freispruch und tauge nicht als Schlussstrich, lautete das Fazit von Liste-Fritz-LA -Sint. „Das Problem ist nicht, Fehler zu machen. Das Problem ist, Fehler zu leugnen, zu ignorieren.“ Tirol solle einen Akt der Wiedergutmachung leisten.

Es würde dem Landeschef gut anstehen, „Kontakt mit Geschädigten aufzunehmen, um nicht jahrelange Prozesse zu riskieren“, pflichtete Abwerzger Sint bei. „Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein“, sagte Grünen-Klubobmann Gebi Mair und entschuldigte sich „auch für jene, die dazu nicht in der Lage sind“. „Die Schuldfrage muss sich Ischgl schon gefallen lassen“, erklärte NEOS-Landeschef Dominik Oberhofer.

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