Oft benachteiligt

Krise treibt vor allem Frauen in Arbeitslosigkeit

Leben
14.10.2020 22:35

Die Coronavirus-Pandemie schwächt die Schwächeren in der Gesellschaft - so waren hauptsächlich Frauen im Lockdown mit Home-Office und Homeschooling zusätzlich belastet. Im Zuge der Krise haben sie auch in mehr Fällen ihren Job verloren als Männer.

„In den ersten Monaten - im Jänner, Februar, März - war heuer die Männerarbeitslosigkeit höher, ab April stieg österreichweit die Frauenarbeitslosigkeit“, berichtet die Leiterin des Arbeitsmarktservice (AMS) Wien, Petra Draxl. Nur in Wien war das nicht so, da war die Männerarbeitslosigkeit höher.

„Das gibt uns zu denken: Wo die Kinderbetreuung gut ist, ist die Frauenarbeitslosigkeit geringer“, stellt Draxl fest. In Österreich liege die Betreuungsquote der Unter-Dreijährigen bei nur etwa 20 Prozent, der EU-Durchschnitt hingegen liege bei 35 Prozent.

„Wir Frauen sind in vielen Bereichen immer schon benachteiligt gewesen - Corona hat diese Problematik noch einmal verstärkt. Ich habe das Gefühl, dass uns Corona massiv zurückgeworfen hat“, so AK-Präsidentin Renate Anderl unter Verweis auf Einkommensunterschiede, Pensionsansprüche, Aufstiegsmöglichkeiten und das Ausmaß an unbezahlter Arbeit - und auf den „Equal Pay Day“ am 22. Oktober. „Das ist der Tag an dem Österreichs Männer bereits so viel verdient haben, wie vollzeitbeschäftigte Frauen bis Ende Dezember verdienen, Frauen arbeiten also mehr als zwei Monate unbezahlt“.

Konkret belaufe sich der „Pay Gap“, also der Unterschied im Bruttostundenverdienst zwischen Frauen und Männern, auf 19,6 Prozent, so Ökonomin Ulrike Huemer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Im europaweiten Vergleich ist da Österreich sehr rückschrittlich: „Das ist der dritthöchste Unterschied in der EU.“

„Bereits vor Corona waren Frauen und Männer nicht gleichgestellt am Arbeitsmarkt - der Dreh- und Angelpunkt sind die Einkommen und die Kinderbetreuung“, bekräftigt Huemer. Um einen da einen Ausgleich schaffen zu können, brauche es flächendeckende Kinderbetreuung, eine höhere Väterbeteiligung in der Kindererziehung, und eine neue Bewertung von Arbeitszeit - zum Beispiel im Pflegebereich.

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(Bild: kmm)



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