30 Stunden Ausbildung

Kritik an „Crashkurs“ für Arbeit im Kindergarten

Steiermark
12.10.2020 14:35

In steirischen Kindergärten herrscht ein Personalmangel, der sich heuer laut ÖVP-SPÖ-Landesregierung nochmals zugespitzt hat. Sie möchte daher gewissen Gruppen (etwa Bachelor in Erziehungswissenschaften oder ausgebildete Assistenzkräfte) den Zugang erleichtern. Am Dienstag soll im Landtag grünes Licht erfolgen, die Kritik - auch aus der Branche selbst - ist aber groß.

Es fehlen in der Steiermark ausgebildete Kindergartenpädagogen - oder besser gesagt -pädagoginnen, denn überwiegend sind es noch immer Frauen. Die Situation hat sich laut Regierung zugespitzt und das nicht nur wegen Corona, sondern auch, weil viele Absolventen der Bafep-Schulen nicht in den Beruf einsteigen oder ein neues Gesetz die Leiterinnen für administrative Arbeiten freistellt.

Auf zwei Jahre befristet
Eine Gesetzesänderung soll nun Abhilfe schaffen und „vermeiden, dass einzelne Gruppen geschlossen werden müssen oder aufgrund fehlenden Personals nicht in Betrieb gehen können“, so die Regierung. Behörden sollen „für Personen mit bestimmten facheinschlägigen, pädagogischen Ausbildungen eine befristete Ausnahmegenehmigung erteilen können“. Voraussetzung: Der Kindergartenbetreiber findet „nachweislich keine ausgebildete Person.“

Die Ausnahmegenehmigung, die auf zwei Jahre befristet ist, aber verlängert werden kann, gilt unter anderem für Bafep-Schüler über 18 Jahre, Besucher des Kollegs für Elementarpädagogik (nach dem 2. Semester), Absolventen der dreijährigen Fachschule für pädagogische Assistenzberufe, Absolventen eines Pädagogik-Bachelorstudiums und Kinderbetreuer mit mindestens fünfjähriger einschlägiger Berufserfahrung. Eingesetzt werden sollen sie primär nachmittags, wo der Personalmangel am größten ist.

Leidet Qualität der Betreuung?
Die Pläne stoßen auf viel Kritik, etwa von der KPÖ. Sie befürchtet, dass die Qualität der Betreuung leiden wird, die 30-stündige Ausbildung sei nur ein „Crashkurs“.

„Die Elementarpädagogik wird auf diese Weise immer mehr zur reinen Betreuung degradiert, der Bildungsauftrag rückt in den Hintergrund. Statt den Beruf durch angemessene Bezahlung und bessere Rahmenbedingungen attraktiver zu machen, werden einfach die Anforderungen heruntergeschraubt. Das ist nicht im Interesse der Kinder und eine bildungspolitische Bankrotterklärung“, meint Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler.

Auch Neos-Klubobmann Niko Swatek stößt in den Chor der Kritik ein: „Genauso wenig wie wir einem Arzt mit nur 30 Stunden Medizin-Crashkurs vertrauen würden, sollten wir auch keine Person mit nur 30 Stunden Elementarpädagogik-Crashkurs auf unsere Kinder loslassen.“

Rahmenbedingungen seit Jahren schlecht
Auch von den Pädagoginnen selbst kommt viel Kritik. Vorgeworfen wird der Landesregierung vor allem, dass die Rahmenbedingungen seit Jahren sehr schlecht seien. Viele stiegen daher aus dem Beruf wieder aus. Anstatt hier entgegenzuwirken, sollen nun Berufsgruppen mit geringerer Qualifikation einsteigen. Gar von einem „Anschlag auf die Bildungsinstitution Kindergarten“ oder einem „Affront gegenüber ausgebildeten Elementarpädagoginnen und Elemementarpädagogen“ ist teilweise die Rede.

Eine heiße Debatte im Landtag steht also bevor...

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