JKU-Forscher erklärt

Wie die Innenräume nicht zur Corona-Falle werden

Oberösterreich
11.10.2020 08:00

JKU-Forscher Werner Baumgartner erklärt im „Krone“-Interview, warum Maskentragen so wichtig ist. Laut ihm sei die Verringerung der Virenlast in der Luft ist das Um und Auf. Auch bei Kälte draußen ist das Stoßlüften eminent hilfreich..

„Krone“: Ihre Empfehlung vom April, Masken zu tragen, ist mit zunehmender Verlagerung des Lebens in Innenräume aktueller denn je.

Baumgartner: Maskentragen ist prinzipiell gut, etwa beim Einkaufen. Es reicht eine einfache, wenn es alle tun. Denn damit schützt jeder den anderen sehr gut und man schützt sich auch ein bisschen selbst. Beim Sprechen, Husten, wie auch immer, entstehen Tröpfchen. Die Tröpfchen sind relativ groß, einige Mikrometer, und die bleiben in jedem Stoff hängen.

Aber ohne Maske schleudere ich sie durch die Gegend.

Solche nicht zurückgehaltenen Tröpfchen verdunsten, werden somit kleiner. Es entstehen fiese Tröpfchenkerne, ein paar hundert Nanometer groß, darauf einige Viren, einige Salze, die sich als Aerosole viel weiter im Raum verbreiten.

Diese Mini-Teilchen dringen dann auch durch Masken?

Die klassischen OP-Masken halten von diesen Partikeln ungefähr 80 Prozent zurück. Die Stoffmasken halten ungefähr 60 Prozent ab, das haben wir auch gemessen bei unseren Filterprüfungen. Der Mund-Nasen-Schutz reduziert also auch diese Aerosole und diese Reduktion ist ganz wichtig, was auch beim Thema Lüften gilt. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.

Was meinen Sie konkret?

 So eine Vireninfektion ist eine reine Frage der Wahrscheinlichkeit, und die steigt ganz dramatisch mit der Zahl an Viren, Bakterien, was auch immer. Ein Virus, den ich einatme, den lacht mein Immunsystem aus. Aber dann geht es in einer Kurve nach oben. Umgekehrt, wenn ich die durchkommenden Partikel um 80 Prozent reduziere, habe ich nicht 20 Prozent Wahrscheinlichkeit, mich zu infizieren, sondern eventuell viel, viel weniger. Es geht also um die Reduktion der Partikelmenge beziehungsweise Virenlast.

Bei den Aerosolforschern rückt immer mehr das Lüften in den Vordergrund.

Ja, wenn sie lüften, reduzieren sie die Virenlast auch und damit die Infektionswahrscheinlichkeit. Man muss mit Viren behaftete Partikel ja erst mal einatmen, dann muss sich das Virus erst mal an den Rezeptor binden. Doch die meisten bleiben ja schon im Schleim hängen, werden verdaut, werden abgehustet, werden wieder ausgeatmet. Das heißt, ich muss von Vornherein reduzieren und darum ist das Lüften super.

Reicht da in Innenräumen Frischluftzufuhr aus, oder sollte man auch filtern?

Das kann man nicht pauschal sagen. Natürlich ist eine virusfreie Frischluft von außen gut, aber gerade im Winter wird es da teilweise auch ganz schön frisch. Eine Umwälzung ist hilfreich, wenn sie gute Filter hat. Eine Klimaanlage mit ganz einfachen Filtern ohne irgendeinen Standard, die verteilt erst recht die Aerosole einer ansteckenden Quelle in der Luft. Wirklich jede Stunde 10 Minuten stoßlüften wäre gut.

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