Gegen „Verdummung“

Schwarzer sieht Frauen als „Pandemie-Verlierer“

Ausland
08.10.2020 13:54

Die Feministin Alice Schwarzer sieht Frauen als große Verliererinnen in der Corona-Pandemie. Die deutsche Buchautorin und Publizistin befürchtet, dass der Ausnahmezustand der vergangenen Monate traditionelle Rollenbilder gefördert hat. Typische Frauenberufe müssten aufgewertet werden, sagt sie: „Und zwar nicht mit guten Worten, sondern mit mehr Geld.“

Eine „Retraditionalisierung der Geschlechterrollen“ sei bereits in vollem Gange, erklärte die bekannte Frauenrechtlerin der Deutschen Presse-Agentur. Frauen sollten „nicht länger verdummt, sondern aufgeklärt werden über die Gefahren der sogenannten Familienpause und der Teilzeitarbeit“, fordert die Journalistin.

Kein Schweigen aus Angst vor Liebesverlust
Schwarzer veröffentlichte am Donnerstag „Lebenswerk“ als zweiten Teil ihrer Autobiografie - nach „Lebenslauf“ 2011. „Vor allem müssen auch die Frauen selber endlich konsequent sein und auf einer gerechten Teilung der Familienarbeit zwischen ihnen und ihren Männern bestehen - statt aus Angst vor Liebesverlust den Mund zu halten.“

Im Hinblick auf die von ihr angestrebte Ächtung der Prostitution zeigte sich Schwarzer wenig optimistisch, dass Corona mit den Kontaktauflagen hier viel bewegen werde. „Wir leben leider in einem Land, in dem Prostitution als ,Beruf wie jeder andere‘ gilt“, sagte sie zur Situation in Deutschland.

Prostituierte „wie Frischfleisch weitergereicht“
Mindestens 95 Prozent der geschätzt 200.000 bis 400.000 Prostituierten in Deutschland stammten aus den ärmsten Ländern in Osteuropa, könnten oft kein Wort Deutsch und würden von Menschenhändlern und Zuhältern als „Frischfleisch“ von Bordell zu Bordell verfrachtet, meinte Schwarzer. „Wir reden hier nicht von Moral, wir reden von Menschenwürde.“

In „Lebenswerk“ schildert die 77-Jährige, die umstritten ist und mit ihren Aussagen häufig polarisiert, ihre Arbeit der vergangenen fünf Jahrzehnte - unterhaltsam, informativ, oft bissig, sehr selbstbewusst, mit wenig Selbstzweifeln. Über die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es ein eigenes Kapitel. Ihre Steueraffäre von 2014, die eine Welle der Empörung ausgelöst hatte, handelt Schwarzer in wenigen Zeilen ab.

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