Jetzt auf Disney+

„Clouds“: Herzzerreißendes Musical-Drama

Musik
14.10.2020 09:57

Regisseur Justin Baldoni zeigt in seinem berührenden Musik-Drama „Clouds“ (ab 16.10. auf Disney+) die positive Beharrlichkeit des unheilbar an Krebs erkrankten Zach Sobiech, der sich im Angesicht des Todes für eine positive Grundeinstellung entscheidet und fortan das Beste aus seinem viel zu kurzen Leben herausholt. 

(Bild: kmm)

Im zarten Alter von 14 Jahren wird bei Zach Sobiech (Fin Argus) eine seltene Form von Knochenkrebs diagnostiziert, die hauptsächlich bei Kindern auftritt. Während seiner Therapie muss er sich zehn Operationen und 20 Chemotherapien unterziehen, lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Direkt nach seiner Diagnose entscheidet Sobiech sich dafür, seinem verbleibenden Leben noch so viel Sinn und Spaß wie möglich zu geben und wird damit mehr oder weniger unbewusst zu einer nicht versiegenden Inspirations- und Motivationsquelle für seine Familie und die ihn innig liebenden Freunde in seinem Umfeld.

Er erfüllt sich seinen Traum des Musikerdaseins und formiert mit seiner besten Freundin Samantha „Sammy“ Brown (Sabrina Carpenter) ein Singer/Songwriter-Duo, das via YouTube erste Erfolge einfährt. Als die Ärzte Sobiech im Mai 2012 noch etwa ein Jahr geben, schreibt er das Lied „Clouds“, das posthum auf Platz eins der iTunes-Charts kommt und bis heute rund 14 Millionen Mal geklickt wurde. Zach bekommt im viel zu frühen Spätwinter seines Lebens auch noch einen Plattenvertrag und wird im Radio gespielt.

Nicht mehr losgelassen
Die herzzerreißende Geschichte über einen geborenen Kämpfer voll positiver Energie wurde von Regisseur Justin Baldoni mit viel Liebe zum Detail tragikomisch umgesetzt. Baldoni kam schon 2012 mit Sobiech in Verbindung und beleuchtete sein Schicksal in einer Folge seiner Online-Serie „The Last Days“, in der das Leben aus der Sicht von Sterbenden verbildlicht wurde. Sobiechs unbändige Lebensfreude und sein bewusst positiver Umgang mit dem Unvermeidlichen, hat den kalifornischen Filmemacher nicht mehr losgelassen, weshalb er sich sofort bereit erklärte, den Film basierend auf den Memoiren seiner Mutter Laura (famos gespielt von Neve Campbell) für eine breite Masse zu inszenieren. Das Ergebnis ist nicht bloß eine pathosgeschwängerte Kitschgeschichte in bester Hollywood-Manier, sondern stellt den Zuseher vor fordernde Situationen.

Muss man Mitleid haben, wenn man Zachs körperliches Dahinsiechen verfolgt oder teilt man lieber die unbändige Lebensfreude mit dem Hauptprotagonisten? Wie verbringt man seine letzten Monate, Wochen und Tage, bis es zum unausweichlichen Ende kommt? Wie begegnet man in einer ausweglosen Situation nicht nur sich selbst, sondern auch den Menschen im engeren Umkreis? Eine besondere Rolle nimmt in „Clouds“ die Beziehung zwischen Sobiech und seiner großen Liebe Amy (Madison Iseman) ein. Wie hier zwei 17-Jährige völlig abseits der altersbedingen Unbeschwertheit die großen Fragen des Lebens und Todes viel zu früh und viel zu emotional klären müssen, geht tief unter die Haut. Etwa wenn die beiden engumschlungen im Bett liegen und von einer großen Familie träumen, aber im selben Moment mit der letalen Härte der Realität konfrontiert werden.

Wechselspiel der Gefühle
Der bislang unbekannte Fin Argus spielt Zach in seiner ersten großen Rolle mit beeindruckender Ergriffenheit und lässt den Zuseher mit Haut und Haaren teilhaben an der physischen und psychischen Tour de Force. Beeindruckend erwachsen und mitfühlend agiert die aus der „Scream“-Reihe bekannte Neve Campbell als fürsorgliche Mutter, etwa als sie gemeinsam mit Zach die Sterbeunterlagen ausfüllt und dabei erneut von seinem unbändigen Humor überrollt wird. Gleichzeitig muss sie die trauernden Geschwister beruhigen und die Flammen ihrer emotionsarmen Ehe mit Rob (angenehm zurückhaltend: Tom Everett Scott) in Zeiten der Niedergeschlagenheit am Lodern halten. Baldoni gelingt dabei das Kunststück, die Schwere des Schicksals niemals Überhand nehmen zu lassen. Auf jede verzweifelte Einstellung folgt ein kollektiver Motivationsschub, der in ein dramatisches, aber der Realität entsprechendes Grande Finale gipfelt.

Besonders intensiv fällt das Ergebnis auch deshalb aus, weil der Cast von „Clouds“ sehr eng mit Familie Sobiech zusammenarbeitete. „Er war einfach immer glücklich und hatte den Schalk im Nacken, egal wie schlecht es ihm auch gerade gegangen ist“, erzählt Hauptdarsteller Fin Argus in einer virtuellen Pressekonferenz, „wir hatten während der gesamten Dreharbeiten das Gefühl, dass er uns an seiner Hand führt und uns unterstützt.“

Tom Everett Scott sah Vater Rob Sobiech gar als Idol: „Er war bei den Dreharbeiten oft anwesend und gab immer Tipps. Er hat mir eingetrichtert, dass er immer der Jogging-Hosen-Typ war und das finde ich einfach nur großartig.“ Für Neve Campbell war die enge Zusammenarbeit mit Mutter Laura Sobiech intensiv und emotional: „Diese Frau hat so viel Stärke gezeigt, das kann man sich gar nicht vorstellen. Für uns alle war es unglaublich wichtig, der gesamten Familie die richtige Ehre zu erweisen.“

So ist „Clouds“ nicht nur ein visuelles Plädoyer für die Liebe und das Leben, sondern auch eine Bestätigung dessen, wie magisch und heilend die Kraft der Musik ist - gleichermaßen für den Erschaffer als auch für die Rezipienten. Zach erlebt auf Grund der Tatsache seiner unumkehrbaren Endlichkeit ein so intensives Jahr, wie es den meisten Menschen niemals vergönnt ist. Irgendwo zwischen der Liebe, der Musik und den vielen ehrlichen Freundschaften in seinem Leben lässt Baldoni ausreichend Platz für die ruhigen Momente, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen. Ein Film der in den düsteren Herbstmonaten - wie eigentlich geplant - auch gut auf die Kinoleinwand gepasst hätte. Zum Glück lässt es sich bei einem warmen Tee auch im Heimpatschenkino schön trauern, kuscheln und mitfiebern. Zachs Mantra klingt ohnehin kräftig nach: „Man muss nicht sterben, um wirklich zu leben.“

„Clouds“ ist ab 16. Oktober auf Disney+ zu sehen!

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