„Krone“-Elefantenrunde

„Wir haben alle einen gemeinsamen Feind“

Wien
06.10.2020 22:05

Premiere auf krone.tv: Der junge, erfolgreiche Sender der Kronen Zeitung hat die Spitzenkandidaten zu einer der letzten großen Elefantenrunden vor der Wien-Wahl gebeten. Puls-24-Moderatorin Manuela Raidl und „Krone“-Wien-Chef Michael Pommer fühlten den Top-Politikern mit den wichtigsten Fragen vor dem Urnengang auf den Zahn.

Bis zuletzt herrschte Unsicherheit vor der großen Elefantenrunde von krone.tv, ob denn auch wirklich alle „Elefanten“ teilnehmen können: Denn weniger als 24 Stunden vor der Aufzeichnung war ein Corona-Fall im engsten Vertrautenkreis von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekannt geworden. Damit wackelte plötzlich die Teilnahme von dessen Parteikollegen Gernot Blümel.

Doch nach einem Negativ-Test und zahlreichen Schutzmaßnahmen bei der Aufzeichnung - selbst zwischen den Toilettenbesuchen der Kandidaten wurden Türschnallen und Armaturen desinfiziert - startete eines der letzten großen Aufeinandertreffen aller Kandidaten vor laufender Kamera. Und zwar gleich mit der Causa prima, der Corona-Krise.

„Diese Krise ist unser gemeinsamer Feind“, leitete Blümel ein, nachdem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Maßnahmen aufgezählt hatte, die die Stadt Wien bislang getroffen hat. Doch wie dieser Feind bekämpft werden sollte, darüber war man durchwegs uneins.

„Die Sperrstunde der Lokale in einer Weltstadt wie Wien auf 22 Uhr vorzuverlegen, wäre der Todesstoß“, sprach sich Ludwig erneut klar gegen diese Maßnahme aus, die in Salzburg, Tirol und Vorarlberg bereits gilt. Blümel konterte: Wird die Sperrstunde in Wien nicht bald vorverlegt, komme es wieder zum Lockdown, noch mehr Arbeitslose wären die Folge.

Warum die FPÖ immer wieder gegen diverse Corona-Schutzmaßnahmen sei, wollte Moderator und „Krone“-Wien-Chef Michael Pommer vom blauen Spitzenkandidaten Dominik Nepp wissen. Nepp verwies auf das umstrittene Schweden-Modell, bei dem auf einen Lockdown verzichtet wurde. „Ein zweiter Lockdown hätte schwerwiegendere Folgen als das Coronavirus selber.“ Und einen Seitenhieb konnte sich der Freiheitliche auch nicht verkneifen: „Wir von der FPÖ sind nicht die Corona-Sünder. Der einzige Bereich, wo Corona momentan auftaucht, ist in der ÖVP rund um Blümel.“

„Wer soll sich denn da noch auskennen?“
Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) relativierte gegen Ende dann doch noch Blümels Ursprungsthese vom „gemeinsamen Feind“: „Wenn hier drin rund um Corona schon so ein Hickkack herrscht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich die Menschen da draußen nicht mehr auskennen.“

Klare Fronten gab es dafür beim Thema Migration. Heinz-Christian Strache (THC) blühte bei seinem Leibthema auf, Ludwig blieb bei seinem Mantra: Integration vor Zuwanderung. Von NEOS-Kandidat Christoph Wiederkehr kam direkte Kritik an der ÖVP, die eine „Allianz mit den Rechten“ suchen würde. Die „Rechten“ waren indes mit sich selbst beschäftigt: „Jede Stimme für Strache ist eine verlorene“, so Nepp. „Er wird nicht reinkommen.“

Paul Tikal, Kronen Zeitung

„Krone“-Analyse: Punktesieg für Ludwig
Ruhig, sachlich, besonnen. Wie ein unerschütterlicher Landesvater, der fast über den Dingen steht, präsentierte sich Michael Ludwig in der Elefantenrunde. Unsere „Krone“-Experten attestierten dem Wiener Bürgermeister einen sehr guten Auftritt und Punktesieg. Angriffe musste der Stadtchef keine abwehren. Die bekam fast alle Gernot Blümel ab. Corona, der Lockdown. Der Finanzminister musste die Maßnahmen der Bundesregierung verteidigen.

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Alle gegen Blümel als Regierungsvertreter war der rote Faden. Das Match Nepp gegen Strache war schon fast amikal.

Stefan Kaltenbrunner, Chefredakteur Puls 24

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Ein interessanter Flirt von Ludwig mit den NEOS. Bloß Taktik, um den grünen Koalitionspartner eifersüchtig zu machen?

Klaus Herrmann, Geschäftsführender Chefredakteur Kronen Zeitung

Alle gegen den ÖVP-Chef schien der Leitfaden der Diskussion. Besonders Dominik Nepp feuerte scharfe Salven in Richtung Blümel. Die Attacken des FPÖ-Capos gegen seinen Ex-Boss Strache fielen im Vergleich geradezu harmlos aus. Überraschend gut hat sich laut den Experten Christoph Wiederkehr geschlagen. Ludwig streute dem NEOS-Obmann Rosen. „Ein interessanter Flirt. Oder bloß Taktik, um den grünen Koalitionspartner eifersüchtig zu machen?“, so „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann.

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Hebein hat als Einzige das Thema Frauen angesprochen. Das ist eine sehr wichtige Zielgruppe für die Grünen.

Gerda Füricht-Fiegl, Politikwissenschaftlerin, FH Burgenland

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Ludwig und Wiederkehr haben sich sehr gut geschlagen. Ich halte eine rot-pinke Koalition für durchaus möglich.

Claus Pándi, Chefredakteur „Krone Salzburg“

„Krone Salzburg-Chef Claus Pándi hält eine rot-pinke Koalition für möglich, sofern es sich rechnerisch ausgeht. Birgit Hebein wiederum sprach als Einzige das Frauenthema an. Frauen stellen einen Großteil der grünen Wählerschaft dar, erklärt Politikexpertin Gerade Füricht-Fiegl. Und Strache? Der Ex-Vizekanzler umgarnte alle „Leistungsträger“ - egal ob Zuwanderer oder nicht -, um sich von den Blauen abzuheben. Dass das reicht, bezweifelt Pándi: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Strache ins Rathaus einzieht. Aber wer weiß?“

Alexander Schönherr, Kronen Zeitung

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