Sohn positiv getestet

Wenn Corona plötzlich im eigenen Zuhause wohnt

Oberösterreich
04.10.2020 06:00

Ein positiver Test beim Schulkind - und ab in die Quarantäne auch mit den Eltern! „Krone“-Redakteur Werner Pöchinger schildert Erfahrungen.

Wie ist das, wenn Corona plötzlich nicht mehr nur ein journalistisches Thema ist, sondern in die eigene Familie platzt? Gregor, der demnächst 12 wird, hat das Virus aus der Schule heimgebracht. Ab Sonntag kamen besorgte und zunehmend besorgniserregende Mails vom Direktor: Eine leicht kranke, positiv getestete Lehrerin, erste betroffene Kinder. Dienstag testet das Rote Kreuz die ganze Klasse, am Mittwoch werden alle heimgeschickt. Am Donnerstagnachmittag der Anruf vom Magistrat Linz, eine höfliche, kompetent wirkende Dame vom Gesundheitsamt: „Ihr Kind ist positiv, auch die Eltern müssen in Quarantäne.“

Und der Bub scherzt
„Behördlich verfügte Absonderung“, heißt das im Amtsdeutsch. Der Bub spürt das zunehmend mulmige Gefühl seiner Eltern und versucht einen Scherz: „Ich habe einen positiven Corona-Test, dabei habe ich gar nichts dafür gelernt.“ Und er sagt: „Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass ihr Corona habt, ihr seid ja gesund.“ Gesund? Meine Frau und ich haben keine Symptome. Noch keine? Und ob wir selbst auch infiziert sind, wissen wir erst nach dem eigenen Test. Der geht am Freitag in der Straßenmeisterei Ansfelden über die Bühne, wo wir „Abgesonderte“ selber mit dem Auto hinfahren dürfen. Kaum Andrang, ein kurzes Gefühl von Brechreiz beim Staberl im Rachen, rasch ist’s erledigt, und das Warten beginnt, wieder daheim.

Ich selbst nehm‘s pragmatisch, wie meist ein Problem: „O.K., so ist das jetzt halt.“Im Homeoffice bin ich eh schon länger. Meine Frau ist eher von der „Oh, Gott, was wird noch alles sein?“-Sorte. Sie ist Turnlehrerin, kann also von zu Hause nicht arbeiten. Vorräte haben wir genug, einen Balkon auch, für etwas frische Luft. Die Mütter, 80 und 81, legen Kuchen und frische Lebensmittel vor die Tür.

Ein Denkfehler nagt
Doch trotz aller Schicksalsergebenheit nagt ein Gedanke an mir: Warum werden meine Frau und ich mit einem nachweislich infizierten Kind eingesperrt, und das rund um die Uhr? Sollten wir nicht vielmehr möglichst viel Zeit draußen verbringen, natürlich fernab von Menschen, in der Natur? „Sie hatten engen Kontakt zu einer Person, die mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist“, begründet die Behörde die „Anhaltung“. Mit dem Effekt, dass wir nun Dauerkontakt zu einer „infizierten Person“ haben. Es haftet ein Denkfehler an diesem System

„Mach dir nichts draus!“
„Mach dir nichts draus, Papa“, sagt der oft geknuddelte Gregor: „Wenn ich infiziert bin, seid ihr es auch schon längst.“ Und er stürzt sich in die nächste Videokonferenz mit seinen Schulfreunden am neuen Computer. Der ist das Geburtstagsgeschenk - und wurde schon unter der Vorahnung angeschafft, dass Homeschooling und Distance Learning heuer noch eine große Rolle spielen werden.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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