Präsident „erschöpft“

Antikörper-Cocktail: „Trump wird zu Laborratte“

Ausland
03.10.2020 08:32

Nach der Infektion mit dem neuartigen Coronavirus befindet sich US-Präsident Donald Trump - krone.at berichtete - im Krankenhaus. Er soll nur milde Symptome aufweisen, wie sein Umfeld beteuert. Unter anderem wird Trump nun allerdings mit einem noch nicht zugelassenen Medikament behandelt, was bei Medizinern auf Kritik stößt: Die Arznei sei noch nicht genügend erprobt.

Das Weiße Haus bestätigte, dass Trump eine Dosis von acht Gramm von dem experimentellen Medikament REGN-COV2 des Pharmaunternehmens Regeneron erhalten hatte. Pressesprecherin Kayleigh McEnany veröffentlichte auf Twitter sogar alle Behandlungsmaßnahmen, die dem Präsidenten nach seiner Coronavirus-Infektion zuteilwerden. Er bekomme neben dem Antikörper-Cocktail auch Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und „täglich ein Aspirin“ ein

Dem Post zufolge sei er „erschöpft, aber in guter Stimmung“. Außerdem soll er das inzwischen zugelassene Medikament Remdesivir bekommen. Einige US-Medien berichteten, dass Trump an „Fieberschüben“ leide, was aber nicht bestätigt wurde. Laut Weißem Haus werde er ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. 

Arznei soll Aufenthalt im Spital verringern können
Der Antikörper-Cocktail soll die Virenlast im Körper verringern, wenn der Patient diesen in einem frühen Stadium der Krankheit verabreicht bekommt. Erste Tests hätten gezeigt, dass sich so ein Krankenhausaufenthalt verkürzen kann, so das Unternehmen zu Beginn dieser Woche. Der Präsident berichtete auf Twitter, dass er denke, dass es ihm gut gehe. „Liebe!“, richtete er seinen Followern aus.

Das Medikament wird nur fallweise an Patienten verabreicht. „Der grösste Nutzen der Behandlung lag bei Patienten, die keine eigene wirksame Immunantwort zeigten, was darauf hindeutet, dass REGN-COV2 einen therapeutischen Ersatz für die natürlich auftretende Immunantwort darstellen könnte“, erklärte George D. Yancopoulos von Regeneron.

Kritik: Unerprobtes Medikament bei nur milden Symptomen
„VIP-Medizin bedeutet nicht bessere Medizin, wenn es dazu keine Daten gibt“, warnt ein US-Arzt auf Twitter. Auch andere warnen davor, dass beim Präsidenten mehrere Gesundheitsfaktoren zusammenkommen, wie sein Alter und Übergewicht, was für ihn ein Risiko darstelle. Der Mediziner Zeke Emanuel wunderte sich, warum man einem Patienten mit nur milden Symptomen überhaupt ein nicht zugelassenes Medikament verabreichen müsse - „noch dazu dem Präsidenten der Vereinigten Staaten“.

Notfallmediziner Jeremy Faust meinte, man würde am Präsidenten „herumexperimentieren, als ob er eine Laborratte wäre“.

Trump ist mit Chef des Pharmakonzerns befreundet
Der Geschäftsführer von Regneron, Leonard S. Schleifer, erklärte, die Ärzte des Präsidenten seien auf ihn zugekommen mit dem Wunsch, das Medikament zu erhalten, und „wir waren gerne bereit, dem nachzukommen“. Die Verabreichung sei auch mit der Gesundheitsbehörde abgesprochen gewesen. Trump ist mit Schleifer seit Jahren befreundet. Der Konzernchef ist ebenfalls Mitglied im Golfclub des Präsidenten in Westchester County, berichtete die „New York Times“.

Trumps Wahlkampf-Managerin positiv auf Erreger getestet
Auch mehrere andere Personen aus dem Umkreis des Präsidenten sind positiv auf das Coronavirus getestet worden: zuletzt Kellyanne Conway, Trumps ehemalige Beraterin und Wahlkampf-Managerin. Der republikanischer Senator Thom Tillis gab ebenfalls seine Infektion bekannt. Weil der Politiker im Rechtsausschuss des Senats sitzt, könnte die Krankheit die Nachbesetzung des freien Postens am Obersten Gericht der USA verzögern.

Bevor die Erkrankung des Präsidenten publik wurde, war Trumps enge Beraterin Hope Hicks positiv auf den Erreger getestet worden. Die Präsidentengattin Melania ist ebenfalls infiziert und befindet sich in Quarantäne im Weißen Haus.

Trump war vor positiven Test viel unterwegs
Anfang November findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt - Trump war deshalb in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test viel unterwegs. Auch nachdem schon klar war, dass seine Beraterin Hicks erkrankt war, reiste er am Donnerstag noch zu einem Treffen mit Spendern. Tags zuvor gab es eine ähnliche Veranstaltung in einem Privathaus. Abends hielte er schließlich noch eine Wahlkampf-Rede am Flughafen der Stadt Duluth, die allerdings deutlich kürzer als seine Ansprachen zuvor ausfiel. Am Dienstag fand das erste TV-Duell mit seinem Herausforderer Joe Biden statt. Dort gab es allerdings nur wenige Zuschauer. Ein Corona-Test bei Biden fiel negativ aus.

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