Kaum überwacht

Handel mit Reptilien-Arten übers Web blüht weiter

Web
29.09.2020 17:00

Trotz Bemühungen, den internationalen Handel mit Reptilien zu regulieren, können noch immer Tausende Arten, oft kaum überwacht, über das Internet bestellt werden. Wie ein Team um Alice Hughes von der chinesischen Akademie der Wissenschaften ermittelte, sind gut 3900 Reptilienspezies im Web erhältlich. Das sind rund 36 Prozent der weltweit bekannten Arten.

Lücken in den internationalen Bemühungen zur Regulierung des Handels mit Wildtieren führten dazu, dass eine große Anzahl von Arten nicht überwacht werde, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“. Drei Viertel des Handels entfallen demnach auf Reptilien, die nicht unter internationale Vorschriften fallen, zu denen aber auch gefährdete Arten wie etwa die Gesprenkelte Kapschildkröte und das Seychellen-Tigerchamäleon gehören.

Bei mindestens 21 Arten sei die gesamte Wildpopulation ausgelöscht worden - von Händlern, die wissenschaftliche Publikationen zu deren Vorkommen genutzt hätten, um die Tiere aufzuspüren, erläuterten die Forscher. Etliche andere Populationen seien im Zuge des übermäßigen Fangs für den Handel geschrumpft.

Käufer stammen aus Europa und Nordamerika
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler Daten von rund 150 Online-Reptilienhändlern mit Informationen aus zwei internationalen Datenbanken für den Handel mit Wildtieren abgeglichen. Rund die Hälfte der erfassten Tiere sei in freier Wildbahn gefangen und dann zum Verkauf angeboten worden. Die Forscher ermittelten Vietnam als Hauptquelle für einige der am stärksten bedrohten Arten. Aus Europa und Nordamerika stammen demnach die meisten Käufer.

Den Autoren zufolge könnten bestimmte Reptilienarten zu den nächsten Opfern der anhaltenden Biodiversitätskrise werden, wenn die Auswirkungen des zwar legalen, aber unregulierten Handels nicht abgemildert werden. Tierschutzorganisationen warnen schon lange vor dem Kauf von Reptilien: Viele der Tiere würden bereits beim Transport oder beim Händler sterben, wildlebende Populationen würden bedroht.

Wissenschaftler Teil des Problems
Zu bedrohten oder neu entdeckten Arten gibt es immer mehr und immer besser zugängliche Daten. Experten warnen Wissenschaftler schon seit Jahren davor, Angaben zum Lebensraum solcher Spezies detailliert verfügbar zu machen. Sie würden auch von Wilderern und Schmugglern genutzt. Als ein unrühmliches Beispiel wird häufig der China-Leopardgecko genannt: Nach der ersten wissenschaftlichen Beschreibung starben die Tiere in ihrem Lebensraum binnen Monaten aus. Vor allem der Handel mit den Tieren habe zum Ende der wildlebenden Population geführt, so Experten.

Ähnliche Beispiele dafür, dass Arten innerhalb von Monaten nach einer Publikation über sie erheblich dezimiert oder gar ausgelöscht waren, gebe es viele, hieß es schon vor einiger Zeit im Fachjournal „Science“. Oft waren demnach Reptilien betroffen.

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