steirischer herbst

Wir brettern mit König Fußball über die Landstraße

Steiermark
25.09.2020 15:45

Normalerweise fährt man mit dem Taxi zur großen Eröffnung des steirischen herbst in Graz. Dieses Mal war die Taxifahrt selbst das Event, denn dort war Janez Janšas Hörspiel-Performance „Das Finale“ zu erleben. Und auch Josef Dabernig schickt in „All the Stops“ eine Frau mit Fahrer durch die Gegend.

Wer ins Finale der Fußball-EM will, der muss eine gute Strategie haben: Mit kontrolliertem Teamspiel haben es die Deutschen wieder einmal geschafft. Eher überraschend stehen sie den Schweden gegenüber, die mit Mut und Vertrauen auf das Talent der Einzelnen durch das Turnier gefegt sind.

Philosophisches Tiki-taka
Wer auf diesem grünen Rasen Parallelen zum Umgang mit Corona zu erkennen meint, ist durchaus treffsicher unterwegs. Denn die Kommentatoren, die aus dem Lautsprecher des Taxis erklingen, mit dem man bei der Eröffnungsperformance des steirischen herbst durch die südlichen Ränder von Graz fährt, sind Meister des philosophischen Tiki-taka.

Filmzitate und Tweets von führenden Denkern der Zeit arbeiten sie genauso in ihre Berichterstattung ein wie Gedanken über die mafiösen Strukturen, mit denen das System Fußball weltweit zu einer Cashcow wurde.

Ist eine Revolution denkbar?
Trotzdem hält der einfache Fan, also wir, an König Fußball fest, als gäbe es keine Alternative. Oder ist doch noch eine Revolution in der Monarchie des Balls denkbar? Mit cleveren Beobachtungen und smartem Humor legt Janez Janša in seinem Hörspiel die fragwürdigen Strukturen eines fragwürdigen Systems frei. Dass man für diesen Genuss nicht unbedingt in einem von 100 Taxis sitzen hätte müssen, mag sein. Aber König Fußball und das Auto als Krönung der Mobilität - da ist durchaus ein gedanklicher Doppelpass möglich!

Eine Frau zieht alle Register
Mit einem Fahrer im Auto ist auch die Hauptfigur in Josef Dabernigs Kurzfilm „All the Stops“ unterwegs, der seit gestern auf Paranoia.TV zu sehen ist. Er begleitet darin eine mysteriöse Verwalterin des Verfalls, die sich entlang der Landstraßen einer Provinz chauffieren lässt, um die Arbeit von Hilfskräften zu kontrollieren.

Nicht nur, wenn sie dazwischen immer wieder an der Kirchenorgel sitzt, zieht diese Frau alle Register. Sie hat offensichtlich die Fäden in der Hand - auch wenn der Grund für ihre Machtposition ein Mysterium bleibt.

Denn statt der Gespräche, die man sieht, hört man nur Umweltgeräusche und eine unheimliche Klangkulisse. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass man hier das Heraufziehen eines gesellschaftlichen Gewitters beobachtet - dessen Gründe zeigt Dabernig jedoch genauso wenig wie dessen tatsächliches Ausbrechen.

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