Wenige Insolvenzen

„Viele Firmen werden künstlich am Leben erhalten“

Tirol
24.09.2020 09:00
Auf den ersten Blick ist die Nachricht eine positive: Die Firmenpleiten in Tirol sind heuer massiv zurückgegangen. Der zweite Blick sagt anderes: Dieser Tiefststand seit fünf Jahren ist primär darauf zurückzuführen, dass konkursreife Betriebe „künstlich am Leben erhalten werden“, wie der Kreditschutzverband 1870 betont.

144 Unternehmen sind heuer bisher in Tirol in die Pleite geraten. Im Vorjahresvergleich ein satter Rückgang von 38,5%. Eigentlich sollte hier seitens des KSV 1870 Jubel aufkommen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wörtlich wurde zu diesen Zahlen gestern betont: „Die Tiroler Unternehmen sind seit rund sechs Monaten mit den Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert. Massive Unterstützungen der Firmen durch Maßnahmen der öffentlichen Hand und langfristige Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsabgaben erhalten Unternehmen, welche bereits vor der Covid 19-Krise wirtschaftlich angeschlagen waren, künstlich am Leben. Die Mechanismen eines sich selbst regulierenden Marktumfeldes sind aktuell außer Kraft gesetzt.“

„Wirtschaftlich nicht sinnvolle Marktpreise“
Zweifellos seien am Beginn der Corona-Pandemie beschlossene Hilfsmaßnahmen notwendig und richtig gewesen, heute stelle sich aber die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Klaus Schaller, Regionalleiter West des KSV 1870: „Die in Schieflage geratenen Unternehmen versuchen, sich mit allen Mitteln am Markt zu behaupten. Es wir dann oft zu wirtschaftlich nicht mehr sinnvollen Preisen angeboten. Als Folge wird das gesamte Preisgefüge einer Branche zerstört. Darunter leiden die an sich gesunden Unternehmen, welche aufgrund fallender Preise auch in ihrer Existenz gefährdet werden.“ Die bisher größten Pleiten (nach den offen aushaftenden Verbindlichkeiten beurteilt), die am Landesgericht Innsbruck eröffnet wurden, sind: CPH Gastronomie u. Betriebs GmbH, Kufstein, 14 Mio. €; Stahl- und Metallbau Hörburger GmbH, Roppen, 5,6 Mio. €; Winkler Steinmetz GmbH & Co KG, Schwaz, 4,3 Mio. € und Consilio ZT GmbH, Schwaz, 2.7 Mio. €.

Massiver Rückgang bei den privaten Pleiten
Ähnlich ist das Bild bei den Privatinsolvenzen. In den ersten neun Monaten des Jahres gab es 297, im Vorjahresvergleich waren es 493. Das entspricht einem Rückgang von fast 40%.

Auch Schuldnerberatung fuhr den Betrieb runter
Fazit des KSV 1870: „Die Tiroler Haushalte sind in Relation zu den vergangenen Jahren aber nicht weniger stark verschuldet. Im Gegenteil. Auch die Tiroler Bevölkerung ist mit den Folgen von gestiegener Arbeitslosenquote und Einkommensreduktion aufgrund der weitverbreiteten Kurzarbeit konfrontiert.“ In erster Linie maßgeblich für diese Entwicklung sei, dass jene Stellen, die insolventen Privatpersonen beratend zur Seite stehen, aufgrund des Lockdowns ihre Dienstleistung über Wochen nahezu einstellen mussten.

Sowohl bei den Firmen als auch im Privatbereich rechnet der KSV 1870 im restlichen Jahr aufgrund vieler Corona-Irritationen mit weniger Insolvenzen.

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