Rundum behandeln

Was erwartet Betroffene bei Manual-Medizinern?

Gesund
04.10.2010 13:02
Viele Beschwerden sind auf Funktionsstörungen von Wirbelsäule, Gelenken und Muskulatur zurückzuführen. In diesen Fällen kann die Manuelle Medizin helfen. Bei der konservativ-orthopädischen Methode liegen sowohl Diagnose als auch Behandlung in den Händen – im wahrsten Sinne des Wortes! – eines Orthopäden oder erfahrenen Allgemeinmediziners mit Zusatzausbildung. Ganz nach dem Motto: Um die Probleme der Patienten zu "begreifen", muss man die Betroffenen angreifen.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomographie oder Laboruntersuchungen dienen als diagnostische Zusatzbefunde, um grobe Abnützungserscheinungen, Tumore oder traumatische Veränderungen am Skelett auszuschließen.

Was erwartet Betroffene bei Manual-Medizinern? Zuerst wird die Krankengeschichte des Patienten besprochen. Gefragt wird nach beruflicher oder privater Belastung, chronischen Erkrankungen wie Osteoporose, sportlicher Tätigkeit etc.

Die "aktive Prüfung", bei der der Betroffene mitarbeitet, kommt Einschränkungen bei Alltagsbewegungen auf die Spur. "Der Nackengriff zeigt etwa, ob der Patient mit beiden Händen den Nacken umfassen kann. Aber auch der Schürzengriff, bei dem der Patient die Hände hinter dem Rücken zusammenführt, gibt Aufschluss über die Beweglichkeit der Schultern und Arme", erklärt Dr. Birgit Wieser von der Abteilung für Orthopädische Schmerztherapie des Orthopädischen Spitals Speising in Wien.

"Um die Wirbelsäulenbeweglichkeit zu testen, beugt sich der Patient im Stehen nach vorne und versucht, mit den Fingern den Boden zu erreichen. Bleibt ein großer Abstand, ist die Beweglichkeit eingeschränkt. Wer die ganze Handfläche auflegen kann, leidet mit großer Wahrscheinlichkeit an einer Überbeweglichkeit der Lendenwirbelsäule, auch Hypermobilität genannt, die einen Mangel an Stabilität bedeuten kann", so Dr. Wieser.

Wie es der Halswirbelsäule geht, zeigt zum Beispiel folgende Übung: Der Patient versucht, sein Kinn Richtung Brust zu drücken. Bleibt viel Abstand, deutet das auf eine Funktionseinschränkung im Bereich der unteren Halswirbelsäule hin.

"Passive Prüfung"
Bei der "passiven Prüfung" bewegt der Arzt vorsichtig die Gelenke des Patienten. "Die Wirbelsäule wird Segment für Segment auf mögliche Bewegungseinschränkungen – so genannte Blockierungen – abgetastet", erklärt Dr. Wieser. Zudem überprüfen die Experten für Manuelle Medizin den Muskeltonus: Wie fühlt sich die Muskulatur an? Verspannt? Verkürzt?

"Durch Berührung der Haut kann man auch thermische Phänomene feststellen", berichtet Dr. Wieser. "Überwärmte Haut deutet eventuell auf Entzündung, kalte auf schlechte Durchblutung hin." Geachtet wird außerdem auf Strukturveränderungen (zum Beispiel Muskelverhärtungen, die sich wie "Knötchen" anfühlen) und wie bestimmte Hautareale auf Reize reagieren, die der Arzt mit einer stumpfen Nadelspitze setzt – entweder mit übermäßiger (Hyperalgesie) oder verminderter (Hypoalgesie) Schmerzempfindlichkeit. Außerdem drückt der Experte für Manuelle Medizin "Triggerpunkte" auf der Haut ab.

Dr. Wieser nennt dazu ein Beispiel: "Der D-Punkt schmerzt den Betroffenen dann, wenn er Probleme im Bereich der Lenden-Becken-Hüftregion hat."

Weiche Bewegungen mobilisieren
Auch bei der Behandlung, also zur Linderung der Schmerzen, kommen die geschulten Hände der Experten zum Einsatz. Leidet der Patient zum Beispiel an einer Blockierung, führt der Mediziner zur Mobilisation weiche, dehnende und langsame Bewegungen mit dem Gelenk des Patienten aus. Bei der "Chirotherapeutischen Manipulation" hilft der Arzt mit einem kurzen, schnellen Ruck ("Manipulationsstoß"), der mitunter mit einem Knacksgeräusch einhergeht. Der Betroffene fühlt sich unmittelbar danach beweglicher.

"Nicht durchführbar sind Manipulationen bei akuten Schmerzsyndromen wie zum Beispiel nach traumatischer Fehlbewegung wie Verreißen oder Bandscheibenvorfall bzw. bei Osteoporose", erklärt Dr. Birgit Wieser.

Bei Überbeweglichkeit helfen dem Betroffenen stabilisierende, heilgymnastische Übungen. Ist die Muskulatur verspannt oder verkürzt wird mit langsamen Quer- oder Längsdehnungen, Druck oder Reiben behandelt und damit die Durchblutung angeregt.

von Monika Kotasek-Rissel, Kronen Zeitung

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