Schuldspruch in Leoben

Migräne falsch diagnostiziert: 18-Jährige starb

Steiermark
17.09.2020 16:38

Grob fahrlässige Tötung wirft Staatsanwältin Elisabeth Wiltschi einer Ärztin im LKH Hochsteiermark in Leoben vor. Sie soll schuld am Tod einer 18-Jährigen sein. Die junge Frau war in Spitalsbehandlung wegen einer gutartigen Zyste im Kopf, wurde heimgeschickt - und starb an Hirnschwellung.

Die Angeklagte ist Fachärztin. Ihr wirft die Staatsanwältin einen Kunstfehler bei der Behandlung der 18-Jährigen vor. Der Teenager ist seit vielen Jahren wegen Migräne in Behandlung, bis man eine sogenannte gutartige Kolloidzyste entdeckte. Zuletzt war sie stationär aufgenommen worden, ein Operationstermin in Graz für den Dezember fixiert. Noch am selben Tag der Entlassung, dem 23. Oktober 2019, klagte die Patientin über rasende Kopfschmerzen und Erbrechen - und kam wieder ins LKH Hochsteiermark.

Die nun angeklagte Ärztin wurde verständigt, dass ihre Patientin erneut in der Ambulanz sei, an eine Schmerzinfusion angeschlossen, und ruhiger wirkte. „Ich blieb dann länger in der Behandlungskoje und habe eine erneute stationäre Aufnahme empfohlen, weil ich eine Gehirndrucksteigerung befürchtet hatte“, so die Ärztin zu Richter Roman Weiss.

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Auf einer Schmerzskala bis 10 gab sie Schmerzen ungefähr der Stärke 5 an.

Die behandelnde Ärztin über ihre Patientin

„Die Patientin wollte das so“
Nach der zweiten Infusion habe sich der Zustand der jungen Frau jedoch so weit gebessert, dass man sie nach Hause gehen ließ. „Die Patientin wollte das so“, betont die Medizinerin, die sich nicht schuldig bekannte. „Auf einer Schmerzskala bis 10 gab sie Schmerzen ungefähr der Stärke 5 an.“

Die Mutter des Opfers aber sprach von drei Infusionen und beruhigenden Worten der Ärztin, dass es sich wohl um eine heftige Migräneattacke handle. Am nächsten Tag war die 18-Jährige tot. Gestorben an einer Gehirnschwellung, wie der Obduktionsbefund ergab. Es erfolgte ein Schuldspruch, Urteil vier Monate bedingt und 14.400 Euro Geldstrafe. Berufung.

Heinz Weeber und Gabriela Gödel, Kronen Zeitung

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