Amerikaner saß fest

Lüsener Fernerkogel: Notruf kam aus Texas

Tirol
16.09.2020 07:00

Der Alarm kam via Berlin aus Texas und traf in Niederösterreich ein. Das Opfer, ein 37-jähriger US-Amerikaner, saß am Lüsener Fernerkogel (3298 m) in den Stubaier Alpen in Tirol fest. Die Bergrettung Sellraintal und die Libelle Tirol bargen den Mann, die Kontinente überschreitende Geschichte fand ein Happy End.

Eine solch außergewöhnliche Alarmierungskette dürfte es in Österreich noch nicht gegeben haben. „Ich befand mich am 4. September auf dem Tennisplatz in Hennersdorf und erhielt gegen 19 Uhr einen Anruf aus den USA“, erzählt Martin Gurdet, Geschäftsführer des Österreichischen Bergrettungsdiensts (ÖBRD).

Google hatte Gurdet als Bergrettungsmitarbeiter ausgeworfen, daher hatte der Mann aus Texas die Nummer des Niederösterreichers. „Er erzählte, sein Bruder habe sich aus einer alpinen Notlage am Lüsener Fernerkogel in Tirol bei der Mutter in Berlin gemeldet. Die habe daraufhin den Bruder alarmiert, der bei mir anrief“, sagt Gurdet.

Warum der Umweg über Staaten und Kontinente? „Der Verunglückte kannte die österreichischen Notrufnummern wohl nicht.“ Inzwischen hatte das Handy offenbar keinen „Saft“ mehr, der Alpinist war nicht weiter erreichbar.

Gurdet hat aus Hennersdorf dann die Leitstelle Tirol kontaktiert. Die wusste freilich über die Notlage schon Bescheid, zumal der Bruder des Amerikaners auch dessen Vermieterin in Gries im Sellrain verständigt hatte. Die hätte wegen der Nummer aus den USA den Anruf an sich gar nicht entgegengenommen. Da aber ihr Gast von einem Bruder in Texas erzählt hatte, ging sie ran

Hubschraubereinsatz
„Die Vermieterin hat sich sofort mit uns in Verbindung gesetzt“, erzählt Gerhard Baumann, Leiter der Bergrettung Sellraintal. Der Polizeihubschrauber Libelle Tirol brachte Baumann und einen weiteren Bergretter zum Fernerkogel. „Wir wussten, dass der Mann über den Nordgrat aufgestiegen war und auf dem Normalweg hinunter wollte.“ Wegen einbrechender Dunkelheit wurde die Idee, im Gipfelbuch nach einer Eintragung zu suchen, verworfen.

Schließlich fasste man den Plan, die Bergretter am Gletscher abzusetzen. „Während des Steigflugs haben wir den Verunglückten trotz Dunkelheit entdeckt“, erinnert sich Baumann. Leuchtstreifen auf der Kleidung trugen wesentlich zur Auffindung bei. Der Amerikaner befand sich in ca. 2500 Metern im Bereich der sogenannten „Mauer“. Er traute sich nach einem Ausrutscher nicht weiter.

Der 37-Jährige wurde mit dem Tau geborgen und nach Gries geflogen. Er hatte bloß leichte Abschürfungen und musste nicht einmal in die Klinik gebracht werden.

WhatsApp aus Texas
Um 21.06 Uhr wusste schließlich auch Martin Gurdet in Niederösterreich von der geglückten Rettung Bescheid. Denn da erreichte ihn ein WhatsApp aus Texas. „They found my brother. Thank you for your help!“

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