Für 40 Mrd. Dollar

Paukenschlag: Nvidia schluckt Chipdesigner ARM

Digital
14.09.2020 14:50

Der US-Grafikkartenspezialist Nvidia will den britischen Chip-Entwickler ARM für bis zu 40 Milliarden Dollar (rund 34 Milliarden Euro) kaufen und könnte damit für große Umwälzungen in der Branche sorgen. Die Übernahme werde sein Unternehmen im Geschäft mit Chips für Rechenzentren und den Wettbewerb insgesamt stärken, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang.

Es sei das erste Mal in der Geschichte der Branche, dass es eine echte Alternative zu der Dominanz von Intel gebe. Kritik kam vor allem von ARM-Mitbegründer Hermann Hauser. Der Verkauf bringe das neutrale Geschäftsmodell von ARM als „die Schweiz der Halbleiterindustrie“ in Gefahr, sagte Hauser Reuters.

Auch die Aufsichtsbehörden dürften die Pläne genau unter die Lupe nehmen, mit denen erstmals ein Schwergewicht der Branche die Kontrolle über den wichtigen Zulieferer von Apple, Samsung und anderen Technologiegrößen erhält.

ARM designt Chips, baut sie aber nicht
Von ARM stammt die Grundarchitektur der Chips, die in praktisch allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden. Auch in Nintendos Switch-Konsole steckt ein ARM-Chip. Auf Basis der ARM-Designs entwickeln unter anderem Apple und Samsung die Prozessoren für ihre Smartphones. Apple will auch seine Computer auf ARM-Prozessoren umstellen. Der Chipkonzern Qualcomm, dessen Prozessoren in vielen Android-Telefonen stecken, greift ebenfalls darauf zurück.

Softbank hatte ARM erst vor vier Jahren für 32 Milliarden Dollar gekauft und setzt nun seinen Verschlankungskurs fort. Der ARM-Deal könnte Insidern zufolge auch Gespräche über einen Rückzug von der Börse neuen Schub geben. Softbank ist wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf Beteiligungen am angeschlagenen Bürovermittler WeWork und dem Fahrdienst Uber in Liquiditätsnot geraten, die über Veräußerungen gelindert werden soll. Erst im Frühjahr hatte der Investor seine US-Mobilfunktochter Sprint an die Deutsche Telekom und ihre Sparte T-Mobile US abgegeben.

Huang: „Cambridge wird Ort des Wachstums“
Nvidia-Chef Huang versicherte, am ARM-Hauptsitz im britischen Cambridge festzuhalten und die Forschungspräsenz dort sogar noch auszuweiten. „Cambridge wird ein Ort des Wachstums sein“, sagte Huang. Er kündigte Gespräche mit der britischen Regierung an, die wegen der Brexit-Unsicherheiten unter erhöhtem Druck steht, Arbeitsplätze auf der Insel zu sichern.

Huang erklärte auch, das neutrale Lizenzmodell von ARM beizubehalten und durch eine erstmalige Lizenzierung von Nvidia-Angeboten auszubauen. So wolle der nach Marktkapitalisierung inzwischen größte US-Chipkonzern auch seine Flaggschiff-Grafikprozessoreinheit über das ARM-Netzwerk lizenzieren. Das Unternehmen werde auch Chips etwa für selbstfahrende Autos bauen, seine Technologie aber auch für andere verfügbar machen. ARM werde zudem im Rahmen des Abkommens nicht den US-Exportkontrollen unterliegen.

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Es ist eine Katastrophe für Cambridge, Großbritannien und Europa.

ARM-Mitgründer Hermann Hauser

ARM-Mitbegründer Hauser kritisierte den geplanten Verkauf scharf. „Es ist eine Katastrophe für Cambridge, Großbritannien und Europa“, sagte er in einem Reuters-Interview. „Es ist das letzte europäische Technologieunternehmen mit globaler Bedeutung, und es wird an die Amerikaner verkauft.“ Er forderte die britische Regierung auf, eine Zustimmung an drei Bedingungen zu knüpfen: eine Garantie für Arbeitsplätze in Großbritannien, eine Garantie für das offene Geschäftsmodell und eine Ausnahme von der US-Sicherheitsüberprüfung der Kundenbeziehungen.

Nvidia wurde mit Grafikkarten für PCs groß - vor einigen Jahren stellte sich jedoch heraus, dass die Technologie der Firma auch sehr gut für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann. Das brachte dem Nvidia-Geschäft einen neuen Schub. Die Firma entwickelt inzwischen auch Computer für Fahrassistenz-Systeme im Auto und autonomes Fahren.

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