11.09.2020 10:18

Streit im Mittelmeer:

„Je schärfer Konflikt, umso besser für Erdogan“

Der gefährliche Erdgasstreit zwischen Griechenland und der Türkei spitzt sich weiter zu. Ein einziger Funken könnte genügen, um eine Eskalation herbeizuführen. Wie ist die Lage aktuell und was sind die Hintergründe? Darüber spricht krone.tv-Moderator Gerhard Koller mit Soziologe und Türkei-Experte Kenan Güngör.

Katastrophales Krisenmanagement, wirtschaftspolitisch steht das Land schon längst am Rande des Abgrundes und auch die Arbeitslosigkeit steigt immens: Das treffe den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in den Umfragen - doch genau die seien für ihn das Wichtigste. „Erdogan versucht über neue Themen, von diesen Problemen abzulenken“, so Soziologe und Türkei-Experte Kenan Güngör. Das sei nichts Neues, politisch habe Erdogan immer wieder Feinde konstruiert, wie etwa Libyen oder Syrien - jetzt sei es die Ägäis. Je mehr sich der Konflikt verschärfe, umso besser sei dies aber auch für Erdogan, weil er sagen kann: „Komm, ich verteidige das Land, ich versuche für unsere Rechte zu kämpfen.“

Nationaler Wahn
Der nationale Wahn der Türkei spiele im Konflikt mit Griechenland außerdem eine wichtige Rolle. „Da wird von der Türkei eine Karte gezeigt, die eigentlich die Hälfte der griechischen Insel mit einschließt“, so Güngör. Eine weitere Frage sei es laut dem Experten auch, ob der Konflikt mit Griechenland die Türkei wirtschaftspolitisch gegen die Wand fahren könnte. Grund dafür sei das militärische Engagement - zuletzt in Syrien, im Irak und in Libyen - für das sich das Land überschuldet.

Heftiger Streit um Gasvorkommen
Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Neben Griechenland und der Türkei erhebt auch Zypern Anspruch auf die betreffenden Seegebiete. Ankara und Athen untermauern ihren Anspruch durch die Entsendung von Kriegsschiffen. Die Beziehungen zwischen den beiden NATO-Mitgliedern sind deshalb extrem angespannt.

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