Herbst fast ohne Feste

Wirtschaft leidet unter Absagen von Kirtagen

Steiermark
11.09.2020 06:00

Es wird ein Herbst fast ohne Brauchtumsfeste - zum Leidwesen nicht nur der „feierwilligen“ Steirer, sondern auch der Wirtschaft. Gemeinden befürchten einen enormen Einbruch, Branchen stehen vor dem Nichts.

Rund um die Erntedankzeit ist es soweit: Mit unzähligen Kirtagen und Festen wird in der Steiermark der Herbst einbegleitet. Doch dieses Jahr ist natürlich alles anders. Um kein gesundheitliches Risiko einzugehen, haben sich viele Veranstalter entschlossen, auf Feste zu verzichten oder diese zu verschieben. Der Gösser Kirtag in Leoben zieht in anderen Jahren um die 40.000 Menschen an, es wäre die 184. Ausgabe gewesen. „Die Sicherheit der Mitarbeiter und Gäste hat Priorität“, argumentierte Bürgermeister Kurt Wallner die Absage.

Die Liste geht weiter: Das Aufsteirern in der Landeshauptstadt Graz, der Maxlaunmarkt in Niederwölz, der bis dato nur wegen der Pest und des Kriegs ausgefallen ist, das Südsteirische Herbstfest in Leibnitz, die Kirtage in Altaussee und von St. Barbara bis Thörl, der Almabtrieb der Lipizzaner in Piber und jener vom Lachtal in Oberwölz – um nur einige Veranstaltungen zu nennen. Auch das Gamlitzer Weinlesefest findet wahrscheinlich erst wieder 2021 statt. „Das ist ein enormer wirtschaftlicher Schaden für die Betriebe“, sagt Bürgermeister Karl Wratschko, „aber das Risiko für die Gesundheit war einfach zu groß.“ Die gewohnten 30.000 Menschen an drei Tagen seien nicht zu bewältigen, vor allem nicht, wenn Alkohol im Spiel ist.

Ähnlich sieht das Erich Neuhold, der Chef von Steiermark Tourismus. Der Steiermark-Frühling in Wien wurde schon jetzt für März 2021 abgesagt. „Mit den Vorkehrungen ist das einfach nicht vorstellbar, und es wäre eine Katastrophe, wenn sich dort jemand anstecken würde.“ Er kalmiert aber auch: „Insgesamt ist die Entwicklung im Tourismus eine gute. Die Steiermark hat im Herbst trotzdem viel zu bieten.“

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Die Marktfahrer sind eine Branche und Tradition, die ausstirbt. Meine Prognose ist sehr düster, und auch im nächsten Jahr wird sich nichts ändern.

Horst Geiger, Obmann der Marktfahrer

Ganze Branche zittert um ihre Existenz
Während viele um eine gute Zeit trauern, geht es für manche um ihre Existenz. „Es wird ein großes Betriebssterben geben“, sagt Horst Geiger, Obmann der Marktfahrer bei der Wirtschaftskammer. Die Sparte hat 280 Mitglieder. „Das ist eine Tradition, die ausstirbt. Die ganze Branche wird sterben“, sagt Geiger. Die Markthändler seien der einzige Handelszweig, der nicht arbeiten kann, weil so viele Gemeinden ihre Märkte absagen. „Dabei ist es im Freien nicht gefährlich. Und wenn sich jemand fürchtet, muss er nicht hingehen.“

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