Lichen sclerosus

Unterschätztes Leiden im Intimbereich

Gesund
13.09.2020 05:00

Lichen sclerosus ist eine nicht ansteckende Hauterkrankung im Genitalbereich. Vor allem trifft es Frauen, aber auch Männer oder sogar Kinder können erkranken.

Starker Juckreiz, Schmerzen, kleine weiße Flecken und das Gefühl von Wundsein sind die häufigsten Beschwerden der Betroffenen. Die Haut wird trocken, rissig, es kommt zu Verhärtungen und in schweren Fällen aufgrund der Vernarbung sogar zur Rückbildung der Schamlippen, Verengung des Scheideneingangs oder zum Überwachsen der Klitoris, was den Geschlechtsverkehr praktisch unmöglich macht. Lichen sclerosus befällt vor allem die Haut im Genitalbereich (im Unterschied dazu breitet sich Lichen planus auf sämtliche Schleimhäute, etwa im Mund, Augen, Speise- oder Harnröhre aus) und verläuft in immer wiederkehrenden Schüben. Die Ursachen sind nicht genau bekannt. „Es gibt jedoch deutliche Hinweise, dass die Erkrankung autoimmunbedingt ist, mit einem genetischen Hintergrund“, erklärt Dr. Yas Palli-Razmara, Fachärztin für Urologie und Andrologie. Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich, denn die Krankheit wird häufig unterschätzt, nicht erkannt und falsch therapiert. Unbehandelt besteht die Gefahr bösartiger Entartung und Beeinträchtigung von Lebensqualität sowie Sexualleben. Dabei ist Lichen sclerosus nicht einmal so selten. Es wird angenommen, dass eine von 50 Frauen betroffen ist - aber auch Männer und Kinder können erkranken.

„Es begann mit Jucken und Brennen im Schritt, das immer schlimmer wurde. Unten herum fühlte sich alles wund an. Ich konnte nicht mehr Rad fahren und an Sex war überhaupt nicht zu denken“, berichtet Patientin Sabine H. „Mein Gynäkologe gab mir immer nur ein Mittel gegen Scheidenpilz. Schließlich machten sich weiße Hautstellen sowie Risse im Gewebe bemerkbar, und die kleinen Schamlippen begannen abzuflachen“, so die Steirerin. Auch Rita M. ist von dieser Erkrankung betroffen. Die knapp 30-Jährige erzählt in einer Facebook-Gruppe: „Mein Scheideneingang ist schon so verengt, dass ich diesen erst aufdehnen muss, wenn ich Geschlechtsverkehr haben möchte. Ich fürchte mich vor jeder Menstruation, denn das Einführen eines Tampons ist mühsam.“ Da sich die Beschwerden von Frau S. nicht besserten, suchte sie im Internet nach Hinweisen und stieß auf Lichen sclerosus. Sie wechselte den Gynäkologen, der die Symptome erkannte. Um die Diagnose abzusichern, wurde eine Gewebeentnahme mittels Stanzbiopsie durchgeführt und daraufhin die Kortisontherapie eingeleitet.

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Beim Auftreten von genitalem Juckreiz und entsprechenden klinischen Merkmalen sollte immer an Lichen gedacht werden und eine genaue Abklärung erfolgen.

Dr. Yas Palli-Razmara, Fachärztin für Urologie und Andrologie

„Eine Kortisonbehandlung auf Verdacht, ohne histologischen Nachweis durch eine Biopsie wäre unverantwortlich, außer die Anzeichen sind bereits sehr deutlich erkennbar. Es könnten z. B. auch Neurodermitis oder Psoriasis bzw. Lichen planus hinter den Beschwerden stecken“, so Dr. Palli-Razmara. Lichen sclerosos ist unheilbar, bei frühzeitiger und konsequenter Behandlung lassen sich die Beschwerden aber gut in den Griff bekommen und Komplikationen wie Vernarbungen und das Risiko einer Tumorentwicklung verringern. In der Akutphase erfolgt über 12 Wochen eine Behandlung mit Kortison der Klasse 3-4. Die Salbe wird einmal täglich aufgetragen. Danach muss das Kortison als Erhaltungstherapie - ein Leben lang - alle 4-5 Tage angewendet werden. In sehr schweren Fällen ist mitunter eine Operation erforderlich. „Wichtig ist auch eine konsequente Hautpflege mit rückfettenden Produkten. Sehr gute Erfahrungen gibt es auch zusätzlich mit Laserbehandlungen, um die Regenerationsprozesse des Körpers anzuregen“, erklärt die Expertin.

Regina Modl, Kronen Zeitung

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