"Krone"-Interview

Ski-Chef Berthold: “Müssen immer um Sieg mitfahren”

Vorarlberg
28.09.2010 10:51
Seine Tage sollten 44 Stunden haben statt 24. Klettern mit dem Abfahrtsteam im Montafon, Gletschertraining in Sölden, Besprechungen in Innsbruck, Tag des Sports in Wien, TV-Interviews: Der Vorarlberger Mathias Berthold bleibt knapp vier Wochen vor dem Beginn der Ski-Saison kaum eine freie Minute. Dennoch hatte Österreichs neuer Herren-Cheftrainer auf einer Raststation der Westautobahn zwischen zwei wichtigen Terminen rund eineinhalb Stunden Zeit für die "Krone". Und der 45-Jährige nahm sich dabei kein Blatt vor den Mund...

"Krone": Herr Berthold, wie viele Tage hatten Sie frei, seit Sie Ende März zum Cheftrainer bestellt wurden?
Matthias Berthold: Ich war eineinhalb Wochen auf Urlaub - sonst nicht einen.

"Krone": War nach der schwachen letzten Saison so viel zu reparieren?
Berthold: Reparieren ist das falsche Wort. Aber ich wollte einfach gewisse Dinge anders machen als bisher. Den Spaß und die Freude fördern. Und ich denke, dass das etwa mit dem Eishockey-Trainingslager in St. Pölten oder zuletzt beim Klettern im Montafon ganz gut gelungen ist.

"Krone": Heißt das aber, dass in der Vergangenheit wirklich Fehler gemacht wurden?
Berthold: Gewisse Dinge hätte ich sicher anders gemacht, aber das ist ganz normal. Ob es Fehler gab, weiß ich hingegen nicht. Aber ich habe natürlich auch viel mit meinem Vorgänger Toni Giger gesprochen, um mir ein richtiges Bild zu machen. Schließlich gab es unter seiner Führung zehn Jahre lang riesige Erfolge. Wenn es wieder so läuft, wäre ich der glücklichste Mensch.

"Krone": Im Sommer meinten Sie, dass Österreich wieder die Nummer 1 werden müsse: Doch rein von den Punkten her waren wir das ohnehin.
Berthold: Stimmt, aber um den Nationencup schert sich doch keine Sau. Der ist nur wichtig, wenn Österreich einmal nicht vorne ist. Unser Ziel kann deshalb nicht sein, nur Punkte zu machen. Ich will, dass wir immer um den Sieg mitfahren: in jedem Rennen! Und am liebsten würden wir natürlich jedes gewinnen: Auch alle Abfahrten, wo es ja letzte Saison keineswegs nach Wunsch gelaufen ist.

"Krone": ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel vergleicht Österreichs Ski-Herren immer wieder mit Brasilien, Real Madrid oder auch Bayern München im Fußball: Weil da wie dort Erfolge als absolute Pflicht gelten.
Berthold: Brasilien find ich cool, die Bayern weniger...

"Krone": Aber auch Österreichs Ski-Team flogen die Sympathien des Auslands zuletzt nicht unbedingt entgegen
Berthold: Ich bin richtig erschrocken, als Benni Raich beim Weltcupfinale 2007 im Kampf um die große Kugel im Slalom ausfiel und im Restaurant fast der ganze Damen-Zirkus aufgejubelt hat. Wie kann so was sein? Bei einem so großen Sportsmann? Aber an den Läufern ist das auch sicher nicht gelegen. Doch Erfolge, wie Österreich sie hatte, schüren natürlich Neid und Schadenfreude: siehe Bayern München. Aber wir wollen auch Sympathien zurückgewinnen, mit Menschlichkeit punkten.

"Krone": Um bei den Bayern zu bleiben: Trainer haben dort meist keine lange Schonfrist - haben Sie eine?
Berthold: Es ist mir völlig egal, ob ich eine Schonfrist habe. Aber ich werde mich immer vor die Mannschaft stellen und die Verantwortung übernehmen: für alles!

"Krone": Muss man sich dabei auch an Methoden anderer Nationen, die zuletzt etwas erfolgreicher waren, orientieren?
Berthold: Wir werden weder ein System übernehmen noch irgendwen kopieren, das haben wir nicht notwendig!

"Krone": Das klingt sehr selbstbewusst: Haben Sie gar keine Angst, dass es ähnliche Pleiten wie zuletzt bei Olympia, wo die Herren keine einzige Medaillen holten, oder neuerlich eine Saison ohne Abfahrtssieg geben könnte?
Berthold: Im Leben kann bekanntlich alles passieren, aber so was im Normalfall kein zweites Mal: Dafür haben wir viel zu viel Substanz!

Interview: Peter Frauneder, Kronen Zeitung

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