Forschungsprojekt

Kühe sollen Unwetter und Erdbeben vorhersagen

Steiermark
06.09.2020 06:00

Der steirische Forscher Gerhard Grossmann befasst sich in Thal bei Graz mit einem außergewöhnlichen Projekt: Er untersucht, wie Rinder Unwetter und Erdbeben spüren können, noch bevor diese auch eintreten.

Seit rund 35 Jahren forscht der 65-Jährige an der Universität Graz im Bereich der Katastrophensoziologie. In Thal betreibt seine Abteilung ein Übungs- und Forschungsgelände. Hier werden nicht nur verschiedene Katastrophenszenarien durchgeprobt, auch fünf Rinder - drei Ochsen und zwei Kalbinnen - haben auf dem Gelände eine neue Heimat gefunden, nachdem Grossmann sie aus schlechter Haltung gerettet hat.

Der Ochse „Ferdinand“ etwa hat aus dieser Zeit immer noch sichtbare Verletzungen im Mundbereich, heute frisst er genüsslich etwas Heu, während ihn der steirische Wissenschafter als „besonders freundliches und zahmes Tier“ lobt. Mittlerweile steht der Ochse im Dienst der Wissenschaft: „Die Studenten hatten die Idee, ein Forschungsprojekt mit den Rindern zu starten“, erzählt Grossmann.

Letztes Unwetter vorhergesagt
Nun untersucht er zum Beispiel, wie die Tiere bei der Vorhersage von Unwettern helfen können: „Die Rinder sind extrem wetterfühlig. Ihr Verhalten beim letzten Hochwasser war perfekt. Wir hatten strahlend blauen Himmel, aber plötzlich sind alle fluchtartig von der Wiese gegangen und haben in ihrem Stall Schutz gesucht. Eine halbe Stunde später war hier Land unter.“

„Wir kommen ziemlich nahe an lokale Wetterprognosen heran“
Dieses Verhalten kann auch beim Aufstellen von lokalen Wettervorhersagen helfen. Bei dem Forschungsprojekt werden unter anderem die Bewegungsmuster der Tiere und ihr Fressverhalten aufgezeichnet und mit Wetterdaten abgeglichen. Der Forscher und sein Team arbeiten dafür mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zusammen. „Wir kommen ziemlich nahe an lokale Wetterprognosen heran“, erklärt Grossmann stolz. Betreut werden die fünf Rinder von ihm und seinen Studenten selbst.

Aber nicht nur für die Meteorologie können die Rinder von Nutzen sein: „Wir haben durch Zufall herausgefunden, dass die Tiere besonders sensible Klauen haben und offenbar kleinste seismografische Veränderungen spüren können.“ Damit könnten sie in Zukunft bei der Vorhersage von Erdbeben helfen. „Es gibt auch das Phänomen, dass Rinder bei Katastrophen so gut wie nie zu Schaden kommen, solange sie flüchten können. Sie finden immer den sichersten Platz.“

Julian Bernögger, Kronen Zeitung

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