Alpinexperte warnt:

„Viele können nicht einmal richtig Karten lesen“

Tirol
05.09.2020 13:31

Wieder ereigneten sich in den Tiroler Bergen folgenschwere Unfälle. Am Donnerstagvormittag stürzte ein Deutscher (61) im Wilden Kaiser rund 150 Meter ab, abends verunglückte ein Einheimischer auf ähnliche Weise am Adlerweg in Vomp. Und am Freitag stürzte ein 74-Jähriger im Tannheimer Tal über eine Felswand in den Tod. Alpinexperte Mike Rutter schlägt Alarm, dass vor allem vielen Touristen die theoretischen Kenntnisse zur wichtigen Tourenplanung fehlen.

Ohne Tourenplanung sollte niemand in die Berge gehen. Sich mit einer Tour theoretisch auseinanderzusetzen bedeutet aber auch, Karten lesen zu können. „Dazu sind leider viele nicht in der Lage“, weiß Bergführer Mike Rutter von der Alpinen Auskunft des Alpenvereins (Sektion Innsbruck). „Sie haben oft keine Ahnung, welche Anforderungen eine Tour stellt.“ Bestes Beispiel dafür: Erst neulich wurde er auf einer Hütte im Karwendel von zwei deutschen Alpingästen gefragt, wie es denn „da rüber zur nächsten Hütte“ sei.

Falsche Selbsteinschätzung
Die rote Linie auf einer Karte würde für viele lediglich einen Strich zwischen zwei Punkten bedeuten. Aufstiege, Abstiege, Anzahl der Höhenmeter, Steilheit des Geländes – wichtige Parameter, die zahlreiche Gäste gar nicht aus einer Karte herauslesen können. Fehlende bzw. stümperhafte Tourenplanung führt zu völlig falscher Selbsteinschätzung. Die immer wieder verheerende Konsequenz: schwere Unfälle.

Auch dem Wetterbericht würde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. „Wenn eine Kaltfront gemeldet ist, dann kommt sie in der Regel auch“, sagt Rutter. Diese Botschaften erreichen freilich längst nicht alle. Touristen fehle zudem das Verständnis, dass das Wetter in der Höhe dramatisch umschlagen kann. Erst am Dienstag saßen zwei Belgier deshalb auf der Hohen Munde fest...

Peter Freiberger, Kronen Zeitung

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