Tourismus liegt brach

„Reisewarnungen kein Konzept für nächsten Monate“

Politik
26.08.2020 14:28

Der heurige Sommer geht wohl als einer der außergewöhnlichsten in die Geschichte ein. Denn Corona hat den heimischen Tourismus in unserem Land vollkommen auf den Kopf gestellt. Katia Wagner und ihre Gäste haben am Mittwochabend eine erste Bilanz der Urlaubssaison gezogen und dabei auch einen Blick in die Zukunft gewagt. Eines ist klar: während die Ferienhotellerie sogar teilweise profitieren konnte, liegt der Städtetourismus brach. Der Ruf nach einer internationalen Lösung wird immer lauter.

„Es war ein Bekenntnis zur österreichischen Wirtschaft, wenn man heuer im eigenen Land Urlaub gemacht hat“, zeigt sich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger erfreut, dass viele Österreicher dem Appell der Regierung gefolgt sind. Der Ablauf mit all den strengen Sicherheitsmaßnahmen habe sehr gut funktioniert, wofür sie sich auch bei allen Hoteliers bedankt. Jetzt will man an entsprechenden Konzepten für die Wintersaison arbeiten.

Apres Ski wie früher ausgeschlossen
Apres Ski-Partys wie früher seien dabei jedenfalls ausgeschlossen, versichert Köstinger: „Wir wissen mittlerweile durch wissenschaftliche Studien, dass die Verbreitung des Virus vor allem drinnen stattfindet. Da kann Apres Ski, so wie wir es kennen, einfach nicht möglich sein.“ Auch will man gemeinsam mit den Bergbahnen bestimmte Sicherheitskonzepte entwickeln um den Gästen trotzdem Möglichkeiten für einen schönen Winterurlaub zu bieten.

„Viele Hotels haben sogar profitiert“
Tatsache ist, dass viele Hotels durch die Empfehlungen, in der Heimat zu urlauben, sogar profitieren konnten. Einer von ihnen ist der Salzburger Hotelier und NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn: „Dieses Jahr war es ganz anders. Die, die sonst nur drei Tage gebucht haben, haben nach der Ansage des Kanzlers gleich 14 Tage gebucht.“ Als Oppositioneller übt er aber auch Kritik an der Kommunikation der Regierung. So würde Bundeskanzler Kurz mit seinem „Angstsprech“ (Anm. gemeint ist hier der Sager, dass das Virus mit dem Auto kommen würde) die Menschen nur noch mehr verunsichern. Die Bekämpfung des Virus sei auch eine psychologische Sache, wo man positiv herangehen sollte.

Schellhorn macht aber auch darauf aufmerksam, die Stadt- und Ferienhotellerie in Sachen Corona zu unterscheiden. Denn der Städtetourismus und die davon abhängigen Hotels sind die großen Verlierer der Pandemie.

Sacher-Chef: „Schwierigste Situation seit Gründung 1832“
Einer, der davon ein Lied singen kann, ist der Geschäftsführer des Wiener Hotels Sacher, Matthias Winkler. „Es ist die schwierigste Situation für unser Hotel seit der Gründung 1832. Wir wirtschaften derzeit defizitär, auch weil unsere Gäste zu 92 Prozent aus dem Ausland kommen. Es fehlen einfach die Menschen.“ Bis auf ein paar Solidaritätsbesuche blieb das Sacher seit März so gut wie leer, im Moment seien die Zimmer nur zu 10-12 Prozent des Umsatzes gebucht, die Gastronomie mit der weltweit bekannten Torte ist um 50 Prozent eingegangen, klagt Winkler.

„Reiswarnung kann kein Konzept auf Dauer sein
Trotz der harten Zeit zählt sich der Hotelier des Sacher aber zu den Optimisten. So müsse man in der Branche beginnen, das Virus für die nächsten 3-4 Jahre zu akzeptieren und das bestmögliche daraus machen. Für ihn heißt das, den Gästen maximale Sicherheit zu bieten. Mit strengen Sicherheitsregeln und einer zumindest europaweiten Lösung könne man auch den internationalen Gästen wieder Sicherheit bieten, und damit auch den vielen leidenden Hotels wieder Hoffnung geben: „Die Zukunft des Tourismus muss ohne Reisewarnungen auskommen. Das kann kein Konzept für die nächsten zwölf Monate sein.“

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Markus Steurer
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