Infektiologe warnt:

„Wir wissen viel zu wenig über diesen Impfstoff“

Wissenschaft
13.08.2020 06:00

Infektiologe Univ.-Prof. Heinz Burgmann warnt im Gespräch mit der „Krone“ vor einem Schnellschuss beim Einsatz von Impfungen gegen SARS-CoV-2.

Wie oft muss man impfen? Wie lange hält die Immunität? Wie hoch muss die Dosis sein? Welche Nebenwirkungen können ausgelöst werden? All diese (über)lebenswichtigen Fragen bleibt die russische Regierung nach der übereilten weltweit erstmaligen Zulassung einer Corona-Impfung schuldig. Bei Präsident Putins Prestigeprojekt „Sputnik V“ handelt es sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff, der ein Antigen, das selbst auf einem Virus aufgebracht wird, in den Körper einschleust und eine Abwehrreaktion gegen SARS-CoV-2 auslösen soll.

Diese Gefahren drohen
„Das kann funktionieren, wenn es das richtige Antigen ist, aber auch einen erschwerten Verlauf der Infektion verursachen, Autoimmunkrankheiten auslösen und vieles mehr. Wir wissen es in diesem Fall nicht“, warnt Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann von der MedUni Wien vor zu viel Euphorie.

Der international übliche Vorgang klinischer Testungen an Freiwilligen: In Phase 1 wird die Sicherheit eines Wirkstoffes mit nur wenigen Teilnehmern überprüft, danach in Testphase 2 die Effektivität. Auch hier gibt es nur etwa 200 Probanden. Erst in Phase 3 mit etwa 20.000 bis 30.000 Testern entscheidet sich, ob ein Serum verträglich und wirksam ist. Genau die wurde in Russland übersprungen bzw. gleichzeitig mit der regulären Anwendung verbunden.

„Wir brauchen Zeit für ausreichende Datenerhebung“
„Das muss man sich einmal vorstellen - gesunde Menschen zu behandeln ohne absolute Sicherheit und das genaue Wissen über Nebenwirkungen! In der österreichischen Ethikkommission lehnen wir so etwas kategorisch ab“, so der Experte. „Wir müssen uns die Zeit für ausreichende Datenerhebung nehmen, das ist die beste Investition.“ Beschleunigen lassen sich allerdings bürokratische Maßnahmen.

In diese Kerbe schlägt auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): „Für die EU und damit für Österreich kommt ein nicht ausreichend erprobter Impfstoff nicht infrage. Qualität und Sicherheit gehen vor. Es gibt klare Regelungen zur Erprobung, und diese müssen zu 100 Prozent eingehalten werden.“

Karin Podolak, Kronen Zeitung/krone.at

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