"Krone"-Interview

Landesrat Josef Stockinger über seinen Abschied

Oberösterreich
17.09.2010 09:58
Halbherzig hatte er erst dementiert, dann geschwiegen – nun hat ÖVP-Landesrat Josef Stockinger den Abschied aus der Politik bekanntgegeben. Im Interview spricht der künftige Versicherungs-Direktor über Nachfolger, seine Qualifikation und den Abgang aus freien Stücken.

"Krone": Die Spatzen haben es schon längst von den Dächern gepfiffen. Jetzt folgte "über Nacht" die Bekanntgabe: Stockinger wechselt zur Versicherung. Warum dieses seltsame Vorgehen, Herr Noch-Landesrat?
Josef Stockinger: Ich hatte das Angebot ja schon länger. Aber Ende des Sommers ist die Entscheidung bei mir gefallen. Es ist eine Nervenprobe für mich gewesen. Allein die Frage, wie man es kommunizieren soll. Aber es braucht eben einen Überraschungsmoment.

"Krone": Womöglich wegen des tollen Show-Effekts?
Stockinger: Na! Aber das muss man rasch und schnell machen. Weil mit jenem Tag, an dem man sein Gehen bekannt gibt, ist man ein Auslaufmodell. Aber ich werde bis nächste Woche alle meine Aufgaben zu Ende führen. Und ab dann meinen Nachfolger – so gut es eben geht – unterstützen. Das wird sicher eine harmonische, tolle Übergabe. Das Amt wird von mir wohl organisiert weitergegeben.

"Krone": Es wird gemunkelt, Sie würden selbst bei der Bestellung Ihres Nachfolgers ordentlich mitmischen.
Stockinger: Der Nachfolger steht vor der Tür. Ich habe unserem Landeshauptmann mehrere Kandidaten vorgeschlagen. Der Teamchef muss entscheiden, welcher Spieler auf dem Spielfeld einlaufen darf. Ich wollte aus dem Beruf mit Freude aussteigen und mich nicht als ausgelaugter Politiker über die Ziellinie schleppen Aber auch andere haben ihm Vorschläge gemacht.

"Krone": Wie muss Ihrer Ansicht nach ein optimaler Agrar-Landesrat mit all Ihren Ressorts sein, wenn er in Ihre Fußstapfen treten soll?
Stockinger: Er darf keiner sein, der in meine Fußstapfen treten will. Das ist ungesund. Das verursacht körperliche Schäden, wenn man den Schritt anderer beibehält. Er muss schon eine eigene Persönlichkeit besitzen und darf keine Imitation sein. Und er muss offen auf Menschen zugehen und ein gutes Gespür haben, um seine Furchen ziehen zu können. Ein anständiger Kerl eben.

"Krone": Wie Landtagsabgeordneter, Landwirt und Bürgermeister Max Hiegelsberger?
Stockinger: Das ist einer, dem man es zutrauen kann.

"Krone": Oder Hubert Huber, Leiter der Agrar-Abteilung des Landes Oberösterreich?
Stockinger: Er ist toll und kompetent, einer, der sicher auch für die Politik Talente hätte.

"Krone": Und Saatbau-Experte und Ex-Büroleiter von Wilhelm Molterer, Karl Fischer?
Stockinger: Ein erfolgreicher Agrarmanager. Ich lese, dass er genannt wird.

"Krone": Oder etwa Agrarmarkt-Austria-Vorstandschef Günter Griesmayr? 
Stockinger: Der hat von allen, die genannt werden, hat er den geringsten Oberösterreich-Bezug.

"Krone": Franz Reisecker, der Vize der Landwirtschaftskammer Oberösterreich?
Stockinger: Ein glaubwürdiger bäuerlicher Interessensvertreter mit viel Zukunft.

"Krone": Während Ihre Zukunft als Generaldirektor der OÖ-Versicherung kommt?
Stockinger: Ja, weil ich diesem Haus seit 19 Jahren verbunden bin, dort in vielen Gremien sitze. Mir ist die Unternehmenskultur ans Herz gewachsen. Aber ich geh' ja nicht als Generaldirektor hin. Ich nehm' mir ja eine Lernphase.

"Krone": Was qualifiziert Sie also, dort – von heute auf morgen – arbeiten zu können?
Stockinger: Meine bisherige Management-Tätigkeit. Du musst als Politiker schnell entscheiden können, schnelle Auffassungsgabe besitzen. Der Beruf des Politikers wird in vielen Wirtschaftsbereichen unterschätzt, aber jeder, der das tut, den lad' ich einmal ein, eine Woche lang Politiker zu sein.

"Krone": So ein Politiker wie Sie oder auch der ehemalige Landeshauptmann-Stellvertreter Erich Haider? Viele Menschen rümpfen die Nase, wenn sie sehen, wie schnell Politiker einen Platz in der Wirtschaft erhalten.
Stockinger: Da nehme ich einen Unterschied für mich in Anspruch: Ich gehe aus freien Stücken, nicht wegen einer verlorenen Wahl. Ich könnte ja in der Politik bleiben. Es gibt aber viele Menschen, die mir zutrauen, nicht nur erfolgreich als Landesrat ein Monster-Ressort zu führen, sondern auch Wirtschaftskapitän zu sein. Es ist eine Herausforderung, die mich reizt – ich bin schließlich kein Versorgungsfall.

von Sabine Traninger, "OÖ Krone"
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