Donnernder Applaus und Begeisterungsrufe an einem lauen Sommerabend im großartigen Ambiente des Schloss Mentlberg. Was Corona nahm und wie sehr das vermisst wurde, rief die „Dreigroschen-Revue“ wieder ins Bewusstsein. Denn nicht nur das Premierenpublikum genoss den Freiluft-Theaterabend, auch die Schauspieler vermittelten einem das Gefühl, unendlich glücklich darüber zu sein, endlich wieder spielen zu können.
Im Monat August mutiert das Schloss Mentlberg in Innsbruck zum Londoner Stadtteil Soho. Dessen Außenanlagen - inklusive der dort dislozierten Wallfahrtskirche - stellen diesen Sommer einen Mikrokosmos für Dirnen, Bettler, kleinere und größere Kriminelle und überforderte Polizisten dar.
Neues Projekt wegen Corona
Für diesen nicht ganz alltäglichen Umstand zeigt sich, neben zwei jungen Berufsschauspielerinnen, Lisa Hörtnagl und Tamara Burghart, auch das Corona-Virus verantwortlich. Denn bedingt durch den kulturellen Stillstand im Land wurde von den beiden Anfang Juni die Idee geboren, die professionelle regionale Theaterszene für ein Gemeinschaftsprojekt zu motivieren.
Einen Monat lang Proben
Die Szene ließ sich nicht lange beknien und es entstand der Theaterverein Volkskantine - mit dem konkreten Vorhaben in Zeiten der Corona-Lockerung Bert Brechts „Dreigroschenoper“ als Freilufttheater unter Regie von Susi Weber zu inszenieren. Anfang Juli wurde mit den szenischen und gesanglichen Proben begonnen. Einen knappen Monat später, diesen Donnerstag, fand die Premiere statt.
Wie von einem irren Marionettenspieler gesteuert, stakt und stolpert der Moritatensänger (Rafael Haider) vor das Auditorium und leitet eine völlig neue „Dreigroschenoper“ ein. Die darauf folgenden zweieinhalb Stunden präsentieren sich als bunte, schnelle und zeitweise komödiantische „Dreigroschen-Revue“.
Schauspieler, die singen sind dabei ein Muss und nicht - Sänger, die schauspielern. Die altbekannten Moritaten und Balladen kommen deshalb perfekt an und das Orchester unter Leitung von Kasper de Roo agiert einfach fabelhaft. Resümee: Ein Abend der durch Corona zustande kam und dessen Kernaussage „Hurra, wir leben noch“ lautet.
Hubert Berger, Kronen Zeitung
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