Preis für Lebenswerk

Domingo: „Ich bin nicht der Weinstein der Oper“

Salzburg
07.08.2020 06:49

Der an Covid-19 erkrankte und inzwischen genesene Opernsänger und Dirigent Placido Domingo ist am Donnerstagabend im Rahmen der Verleihung des Österreichischen Musiktheaterpreises in Salzburg für sein Lebenswerk geehrt worden. Er erhielt Standing Ovations für eine emotionale Dankesrede. Er sprach auch erstmals über laufende #MeToo-Ermittlungen gegen ihn. 

„Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, sehe ich gute und schlecht Entscheidungen. In den letzten Monaten habe ich realisiert wie selbst aus negativen Momenten auch gute Dinge entstehen können“, erzählte Plácido Domingo der „Krone“ am Donnerstag.

„Das Leid ist für uns alle enorm - eine fürchterliche Lage“
Der Weltstar weilt in Salzburg, jenem Ort, wo er trotz weltweiten #MeToo-Schlagzeilen 2019 mit offenen Armen empfangen und jetzt mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis für sein Lebenswerk geehrt wurde. Aufgrund der gegen ihn laufenden Ermittlungen habe er bisher zum Thema geschwiegen. „Ich bin wütend und deprimiert, vor allem, weil meine Familie verwickelt worden ist. Das Leid ist für uns alle enorm - eine fürchterliche Lage“, führte der 79-Jährige in der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ aus.

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Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, sehe ich gute und schlecht Entscheidungen. In den letzten Monaten habe ich realisiert wie selbst aus negativen Momenten auch gute Dinge entstehen können.

Plácido Domingo

„Ich habe schwere Beschimpfungen gegen mich gelesen“
Dass er mit Harvey Weinstein verglichen und als „Weinstein der Opernwelt“ bezeichnet wurde, habe ihm geschadet. Domingo: „Es verletzt mich, so beschrieben zu werden. Ich habe schwere Beschimpfungen gegen mich gelesen. Wer schreibt, unterschätzt das Leid, das er zufügen kann. Man spricht, als wäre ich mit schweren Vorwürfen bereits vor Gericht gelandet, doch das ist nicht der Fall. Diese Unklarheit ist unannehmbar.“

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Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, sehe ich gute und schlecht Entscheidungen. In den letzten Monaten habe ich realisiert wie selbst aus negativen Momenten auch gute Dinge entstehen können.

Plácido Domingo

„Sehe kein Fehlverhalten meinerseits“
„Wenn ich zurückblicke, sehe ich kein Fehlverhalten meinerseits, das offene Wunden hinterlassen haben könnte. Hätte ich gemerkt, dass ich jemanden - vor allem eine Frau - beleidigt habe, hätte ich sofort versucht, alles wiedergutzumachen“, so der Tenor. Er dementierte auch, die Karriere anderer Personen negativ beeinflusst zu haben. „Wer mich kennt, weiß, dass das Wort Missbrauch nicht zu meiner Sprache gehört. Ich habe niemals die Karriere junger Künstler verhindert, im Gegenteil, ich habe junge Künstler stets gefördert“, sagte der Tenor.

Was er einem jungen Künstler raten würde? Plácido zur „Krone“: „Hör nicht auf zu lernen, sei darauf vorbereitet, Opfer bringen zu müssen, sei authentisch - dein ganzes Leben. Behalte deinen Enthusiasmus und träume groß!“

„Freue mich auf Wiedersehen im September in Wien“
Der Preis für sein Lebenswerk erfülle ihn mit Stolz und Dankbarkeit, erklärte Domingo, der erstmals nach seiner Covid-19-Erkrankung wieder gereist war. Er freue sich schon auf das Wiedersehen im September an der Wiener Staatsoper. „Die Monate des Lockdowns haben uns unsere Fragilität gezeigt“, sagte der Künstler. Sie hätten aber auch die innere Stärke wachsen lassen. Die Verleihung des Österreichischen Musiktheaterpreises sei deshalb ein wichtiges Signal in einer schwierigen Zeit.

Kronen Zeitung/krone.at

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