Schutzrate nur bei 60%

Nicht alle Covid-Infizierten entwickeln Antikörper

Wissenschaft
05.08.2020 13:14

Anfang Juli haben Virologen und Impfstoff-Forscher an der Medizinischen Universität Wien berichtet, dass offenbar nur etwa die Hälfte von SARS-CoV-2-Infizierten eine schützende Immunantwort ausbildeten. Ein ebendort von einer zweiten Studiengruppe entwickelter Labortest zeigte nun eine solche Schutzrate bei 60 Prozent. Darüber hinaus könnten manche Antikörper aber die Covid-19-Erreger sogar „fördern“.

Rudolf Valenta und sein Team entwickelten einen Labortest zur Identifikation schützender Antikörper nach Covid-19-Erkrankung. Dabei stellten sie fest, dass nur 60 Prozent der Rekonvaleszenten nach mildem Krankheitsverlauf Antikörper entwickelten, wie sie Wissenschaftler im Fachjournal „Allergy“ berichten.

Manche Antikörper können Covid-Erreger „fördern“
Zusätzlich entdeckten die Forscher des Zentrums für Pathophysiologie und Allergieforschung auch ein bisher unbekanntes Faktum: Bestimmte Immunkomplexe besitzen eine erhöhte Bindungsrate an ein menschliches Enzym namens ACE2. Das wäre ein bisher noch nicht bekannter Mechanismus der es dem Erreger SARS-CoV-2 ermöglicht, leichter an Körperzellen anzudocken.

„Dies ist die erste Studie, die eine erhöhte Bindung an ACE2 durch Immunkomplexe zeigt“, wird Studienleiter Rudolf Valenta (Bild unten) zitiert. Das macht es dem Virus potenziell noch leichter, sich festzusetzen und auszubreiten. Mit weiteren Untersuchungen will man nun herausfinden, was genau das für die Immunität und die Entwicklung von Antikörperpräparaten bzw. Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 bedeutet.

Wirkt Covid-19-Immunität nur kurze Zeit?
Schon Mitte Juli hatte eine Studie des renommierten King‘s College in London an genesenen Covid-19-Patienten gezeigt, dass diese ihre Immunität gegen eine erneute Infektion mit dem Virus schon nach wenigen Monaten wieder verlieren können. Demnach nahm die Konzentration der Antikörper im Blut der untersuchten Patienten mitunter rasch wieder ab. Damit steigt die Gefahr einer erneuten Ansteckung. Die Ergebnisse der englischen Forscher dämpfen zudem die Hoffnung auf eine lange Wirksamkeit einer möglichen Impfung gegen den die Lungenkrankheit auslösenden Erreger SARS-CoV-2.

Erster deutscher Patient hat keine Antikörper mehr
Zuletzt war Ende Juli bekannt geworden, dass ein als erster deutscher Covid-19-Patient geltender Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Bayern bereits drei Monaten nach seiner Erkrankung „keine neutralisierenden Antikörper" mehr in seinem Blut hat.

Zweifel an Effekt von Patienten-Plasma
Mit den Befunden der Wiener Forscher deckt sich auch eine aktuelle Studie von chinesischen Wissenschaftlern, die schwer- oder schwerstkranke Covid-19-Patienten mit Plasma von wieder Gesundeten behandelten. Im Vergleich zu Standardtherapie brachte die Gabe von Plasma allein keinen Vorteil in der Zeit bis zu einer klinischen Besserung innerhalb von 28 Tagen, so deren Resümee.

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