2 Jahre nach Einsturz

Genua weihte Brücke ein: „Schöner Tag für Stadt“

Ausland
03.08.2020 20:40

Mit einer Schweigeminute zu Ehren der 43 Todesopfer, die am 14. August 2018 beim Einsturz der Morandi-Brücke in Genua ihr Leben verloren haben, ist am Montag der Neubau offiziell eröffnet worden. Politiker würdigten das Bauwerk als Signal für den Aufbruch des Landes, das von der Corona-Krise schwer gezeichnet ist. „Heute ist ein schöner Tag für unsere Stadt“, sagte der Bürgermeister von Genua, Marco Bucci. „Aus einer Wunde, die nach wie vor nur schwer heilt, erhebt sich das Symbol eines neuen Italiens“, schrieb Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte auf Facebook. 

Nachdem der Einsturz der alten Brücke Diskussionen über Italiens marode Infrastruktur ausgelöst hatte, schafften die Ingenieure es, die neue Brücke in einem Rekordtempo zu errichten. Der letzte und etwa ein Kilometer lange Abschnitt des Autobahnviadukts „Genova San Giorgio“ war bereits Ende April verlegt worden.

Spezielles Entfeuchtungssystem
Bis zuletzt fanden aber noch Abschlussarbeiten und Sicherheitstests an der Brücke statt. Vor einigen Tagen fuhren dafür 56 Lastkraftwagen mit einem Gewicht von jeweils 44 Tonnen (insgesamt rund 2500 Tonnen) über die Brücke, um das Bauwerk zu testen. Künftig sollen Wartungsroboter das High-Tech-Bauwerk auf Erosionen untersuchen, ein spezielles Entfeuchtungssystem soll Korrosion verhindern.

Brücke ab Mittwoch für Autoverkehr freigegeben
An der Zeremonie beteiligte sich auch Staatschef Sergio Mattarella. Seine Limousine fuhr als erstes Fahrzeug über die Brücke, die ab Mittwoch dem Autoverkehr offen stehen wird. Die Einweihung der Brücke wurde von den Sirenen der Schiffe im Hafen begrüßt. Die italienische Kunstflugstaffel „Frecce Tricolori“ zeichnete am Himmel die weiss-rote Flagge Genuas, sowie den italienischen „Tricolore“, die italienische Fahne.

„Genua wird diese Tragödie nie vergessen“
Zu Beginn der Zeremonie wurden die Namen der 43 Todesopfer der Morandi-Brücke verlesen. „Wir haben es geschafft. Heute ist ein schöner Tag für Genua. Wir sind den Familien der 43 Todesopfer nahe. Eine Tragödie wie jene der Morandi-Brücke darf nie wieder passieren. Genua wird diese Tragödie nicht vergessen. Zugleich schenken wir Genua jetzt eine neue Brücke, damit diese Hafenstadt wieder wachsen und wettbewerbsfähig sein kann“, sagte Bürgermeister Bucci, der als Regierungskommissar die Arbeiten für die Errichtung der neuen Brücke koordiniert hatte.

„Genua startet aufs Neue mit der Kraft seiner Arbeit“
„Genua startet aufs Neue mit der Kraft seiner Arbeit. Die Stadt hat bewiesen, dass sie Schwierigkeiten überwinden und mit Mut in die Zukunft blicken kann“, sagte Conte. Er dankte dem Stararchitekten Renzo Piano, der der Stadt das Projekt des Autobahnviadukts geschenkt hatte. Die Brücke liege wie ein weißes Schiff zwischen den Hügeln Genuas und verbinde verschiedene Teile der von der Tragödie der Morandi-Brücke verletzten Stadt.

Laut Premier Conte vermittle die Brücke ein Gefühl von „Kraft und Leichtigkeit“. Sie sei das Resultat von „Kreativität und Kompetenz“. „Diese Brücke entsteht aus dem festen Willen, das wieder zu vereinen, was gebrochen wurde“, so Conte.

1000 Arbeiter haben an der Baustelle mitgewirkt
„Heute ist für uns alle ein bewegender Tag. Diese neue Brücke entsteht aus einer Tragödie, die man nicht vergessen kann, man kann sie nur verarbeiten“, sagte der 82-jährige Architekt Piano, ein Sohn Genuas. Er lobte die Energie der über 1000 Arbeitnehmer, die an der Baustelle mitgewirkt und die Brücke in knapp mehr als einem Jahr errichtet haben. „Eine Brücke zu bauen ist wunderbar, es ist eine Friedensgeste. Ich hoffe, dass diese Brücke von den Menschen geliebt und adoptiert wird und somit zum Teil ihres Lebens wird. Diese Brücke ist stark und einfach wie diese Stadt. Lang lebe die Brücke San Giorgio!“, sagte Piano.

202 Millionen Euro teures Projekt
Ingenieure, Fachkräfte und Arbeiter waren rund um die Uhr tätig, um die Brücke trotz der Ausgangssperre wegen der Coronavirus-Epidemie im März und April fertig zu bauen. Finanziert wurde das 202 Millionen Euro teure Projekt vom Autobahnbetreiber „Autostrade per l‘Italia“, dessen ungenügende Wartung Hauptgrund für den Einsturz war.

Video vom Einsturz der Brücke

Die vierspurige Morandi-Brücke im Westen von Genua war auf einer Länge von mehr als 200 Metern eingebrochen. 35 Autos und drei Lastwagen stürzten in den Fluss Polvecevera und wurden teils unter herabfallenden Betontrümmern begraben. Die 1967 fertiggestellte Brücke überspannte Dutzende Bahngleise sowie ein Gewerbegebiet mit Gebäuden und Fabriken. Zum Unglückszeitpunkt wurden Wartungsarbeiten an der Brücke vorgenommen, überdies gab es ein heftiges Unwetter.

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