Marsalek im Fokus

Dokument zu Nervengift geleakt: Anzeige erstattet

Österreich
30.07.2020 21:42

Das Nervengift Nowitschok, mit dem im März 2018 in England versucht wurde, den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia zu töten, sorgt nun auch in Österreich für Aufregung. Der untergetauchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek soll aus Österreich stammende Unterlagen zu dem Nervengift im Sommer 2018 mehreren Personen in London gezeigt haben. Außen-, Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium haben wegen einer möglichen Weitergabe vertraulicher Unterlagen zum Nervengift Anzeige erstattet.

Wie die „Financial Times“ berichtete, soll das geleakte Dokument aus der Abrüstungsabteilung des Außenamtes stammen und von diesem in Kopie auch an die Abteilung Militärpolitik des Verteidigungs- sowie an das Wirtschaftsministerium weitergeleitet worden sein. Das Dokument stammt ursprünglich von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW).

„Weitergabe vertraulicher Dokumente stellt strafbare Handlung dar“
Das Außenministerium bestätigte die Anzeige: „Da die mögliche Weitergabe vertraulicher Dokumente an unbeteiligte Dritte eine gerichtlich strafbare Handlung darstellt, wurde im Einvernehmen mit dem zuständigen BMDW und dem BMLV eine Sachverhaltsdarstellung an die zuständige Staatsanwaltschaft übermittelt.“ Die Frage, ob die Ministerien interne Ermittlungen eingeleitet haben, blieb vorerst unbeantwortet.

„Anzeige wird zeitnah weitergeleitet“
Aus dem Justizministerium hieß es, dass die Anzeige nach Abschlus der Prüfung im Haus „zeitnah“ an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergeleitet wird, teilte Ministeriumssprecherin Christina Ratz am Donnerstagabend mit. Zum Zeitpunkt, als Marsalek dieses geheime Dokument hatte, war Karin Kneissl Außenministerin, Mario Kunasek Verteidigungsminister und Margarethe Schramböck Wirtschaftsministerin.

Die noch in der früheren Sowjetunion entwickelte Substanz stammt aus der sogenannten Nowitschok-Gruppe. Der Name der chemischen Waffe bedeutet auf Russisch so viel wie „Neuling“. Sowjetische Wissenschafter entwickelten das Gift zwischen 1970 und 1980 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in einem staatlichen Forschungsinstitut in Moskau.

Als einer der „Väter“ der Nowitschok-Gifte gilt Wil Mirsajanow, der 1995 in die USA auswanderte. Nach seinen Angaben reicht ein halbes Gramm eines Nowitschok-Giftes aus, um einen Menschen mit einem Gewicht von 50 Kilogramm zu töten.

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