Drei Modelle getestet

Wie gut schützen Airbagwesten für Motorradfahrer?

Motor
29.07.2020 18:00

Auf der Rennstrecke - sei es im Profisport wie auch im Hobby-Bereich - haben sich Airbag-Kombis für Motorradfahrer längst durchgesetzt. Doch es gibt solche schützenden Luftsäcke längst auch für den Einsatz auf der Straße. Drei solche Systeme haben ADAC und ÖAMTC nun getestet. Alle drei funktionieren praktischerweise ohne Verbindung zum Motorrad.

(Bild: kmm)

Bei den drei Airbag-Westen der neuesten Generation handelt es sich Alpinestars Tech-Air Street e-System, Dainese D-Street Smart JKT und Held eVest. Das Ergebnis: Alle getesteten Jacken werden mit „gut“ bewertet und bieten im Falle eines Unfalls mit bis zu 50 km/h zusätzlichen Schutz im Brust- und Rückenbereich.

Alle drei Jacken haben eine Interventionszeit (Dauer vom ersten Anstoß bis zum vollständigen Aufblasen des Airbags) von ca. 80 Millisekunden; sobald das System erkennt, dass sich der Fahrer auf unnatürliche, ruckartige Weise vom Bike entfernt, wird der Airbag aktiviert. Daher ist der Schutz bei allen Produkten bereits vor dem Anprall des Motorradfahrers am Auto vorhanden.

Kleine Unterschiede gibt es in der Handhabung. So erfolgt die Wiederinstandsetzung nach einem Unfall bei den Modellen von Dainese und Alpinestars beim Händler beziehungsweise beim Hersteller. Die Weste von Held/In&Motion kann der Nutzer nach dem Auslösen selbst wieder in Stand setzen. Die Weste von Dainese ist die einzige, die auch mit beliebiger passender Schutzkleidung - zum Beispiel der vorhandenen Lederkombi - kombiniert werden kann. Die anderen Westen erfordern eigene, kompatible Jacken.

Die Ergebnisse im Detail:

  • Alpinestars: Für rund 850 Euro erhält man eine relativ schwere Airbag-Weste, die mit einem großen Abdeckungsbereich punkten kann. Die Betriebsanzeige im Ärmelbereich ist gut lesbar, ein Rückenprotektor ist integriert und der Tragekomfort ist trotz hohen Gewichts gut. Negativ ist im Test die teils fehlerhafte oder sogar irreführende Bedienungsanleitung aufgefallen, außerdem ist nach Auslösung der Airbags eine Instandsetzung für rund 300 Euro durch den Hersteller notwendig. Achtung: Diese Weste kann nur mit kompatiblen Motorradjacken getragen werden.
  • Dainese: Eine leichte Airbag-Weste, die über oder unter herkömmlicher Motorradkleidung getragen werden kann. Die Handhabung ist einfach, platzsparender Transport ist möglich - das wird allerdings durch relativ kleine Airbag-Flächen und den fehlenden Rückenprotektor erkauft. Kostenpunkt: ca. 600 Euro.
  • Held: 350 Euro kostet die Weste mit den Airbags allein, für die zusätzliche Elektronik werden nochmal 400 Euro (oder eine „Miete“ von 12 Euro pro Monat) fällig. Ein Vorteil ist - neben dem relativ geringen Gewicht - die gute Konnektivität mittels App und Bluetooth, die diverse Einstellungen und Informationen kabellos aufs Smartphone liefert. Die App zu nutzen empfiehlt sich auch, weil Betriebs- und Ladezustand der Weste ansonsten nur umständlich am Rücken abgelesen werden können. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, den Gasgenerator für die Airbags nach einer Auslösung selbst zu wechseln.

Ideal für die Rennstrecke: Airbag-Maßkombi
Das Nonplusultra für den Einsatz auf Rennstrecken sind Lederkombis mit integriertem Airbag. Idealerweise lässt man sich die nach Maß auf den Leib schneidern. Bei Dainese übernimmt das derselbe Schneider, der u.a. auch für die Rennanzüge von MotoGP-Star Valentino Rossi zuständig ist

Airbag-Westen bedeuten Sicherheitsgewinn
Von 1. Jänner bis 15. Juli 2020 sind trotz Corona und wechselhaftem Wetter 30 Biker auf Österreichs Straßen ums Leben gekommen (Quelle: ÖAMTC-Unfallforschung). „Im Vergleich zu den Vorjahren bedeutet das zwar einen Rückgang, dennoch zeigt der Blick auf die Statistik, dass Handlungsbedarf besteht. Airbag-Westen können definitiv helfen, die Verletzungsschwere bei Unfällen zu reduzieren“, ist ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl überzeugt. „Klar ist aber auch: Die Westen helfen vor allem bei geringeren Geschwindigkeiten.“

Weil auch der Tragekomfort nach einer kurzen Eingewöhnungsphase wenig zu wünschen übrig lässt, empfiehlt der ÖAMTC jedem Biker ernsthaft über die Anschaffung dieses speziellen Schutzes nachdenken.

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(Bild: kmm)



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