krone.at-Kommentar

Die SPÖ kann nicht ohne Nabelschau

Politik
29.07.2020 14:58

Die Nachricht, dass der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mal wieder scharf gegen die Bundes-SPÖ schießt, holt keinen Medienkonsumenten hinter dem Ofen hervor. Warum er trotzdem immer wieder gegen Pamela Rendi-Wagner stichelt? Es könnte daran liegen, dass die SPÖ ohne ihre ewige Nabelschau einfach nicht kann.

Das Interview in der Sonntagskrone wird wohl in der Löwelstraße für einige hitzige Telefonate gesorgt haben: Einmal mehr kritisiert der streitbare Landeshauptmann nicht nur den Schlingerkurs der Bundespartei, sondern er macht auch seinem Unmut über die stagnierenden Umfragewerte Luft. Dass er nicht dezidiert ausschließen will oder kann, dass er einmal Spitzenkandidat wird, macht die Sache nicht besser. Wieder einmal rumort es innerhalb der Sozialdemokraten.

Die SPÖ konnte zu Corona punkten …
Dabei hat die SPÖ gerade keinen ganz so schlechten Lauf. Pamela Rendi-Wagner konnte sich in der Corona-Zeit als Gesundheitsexpertin am politischen Parkett beweisen, ihre Forderung nach einer Wiedereinführung der Maskenpflicht im Supermarkt wurde gerade vergangene Woche von Türkis-Grün umgesetzt. Es ist schon faszinierend, wie viel Selbstzerstörungstrieb in dieser Partei schlummern muss, wenn man diese Erfolge mit einer Obmanndebatte feiert.

… aber keiner will jetzt rote Nabelschauen
Bei einer Sache hat Doskozil aber recht: Dass die Umfragewerte trotzdem keine Luftsprünge machen, muss zu denken geben. Zu einem Gutteil ist das aber wohl auch dem generell angeschlagenen Image der einst so stolzen Traditionspartei zu verdanken. Die Zankereien der jüngeren Vergangenheit hängen ihr nach und gerade zu Corona erwarten sich die Wähler eine sichere und ruhige Führung. Es ist nicht die Zeit für Nabelschauen.

Was bringt das alles Doskozil?
Die Antwort auf die Frage, warum Doskozil gerade jetzt mit Kritik vorprescht, ist dagegen nicht so leicht zu beantworten. Vielleicht schwingt der Versuch der Ablenkung von der Commerzialbank Mattersburg-Causa mit, vielleicht wollte er nach seiner operationsbedingten Pause wieder zurück ins mediale Scheinwerferlicht. Vielleicht gehören öffentliche Zwistigkeiten aber auch einfach zur DNA der Genossen. Das immer wiederkehrende Hackelwerfen spricht jedenfalls für Letzteres.

Bis zur Wien-Wahl muss sich die Partei zusammenreißen
Die SPÖ wäre gut beraten, wenn sie sich zumindest bis zur kommenden Wien-Wahl zusammenreißen würde. Für die Sozialdemokraten geht es im Herbst um alles und sowohl Türkis als auch Grün schielen schon in Richtung Rathaus. Die würden sich über weitere rote Streitereien freuen. Der Wähler wohl weniger.

Katia Wagner, krone.at

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