ATB in Spielberg

360 Mitarbeiter vor dem Aus: „Hilferufe ignoriert“

Steiermark
24.07.2020 13:26

Hiobsbotschaft für die Region rund um den Red Bull Ring: Beim Motorenhersteller ATB in Spielberg, seit 2011 in chinesischer Hand, wird die gesamte Produktion stillgelegt, etwa 360 von etwas mehr als 400 Arbeitsplätzen fallen weg! Für die Betroffenen ist das ein „Wahnsinn“, wie der Betriebsrat sagt. Man will nun alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen.

„Wir haben damit gerechnet, dass es zu Restrukturierungen kommen wird. Wirtschaftlich läuft es ja schon seit Längerem nicht gut. Dieser Kahlschlag kommt für uns aber völlig überraschend“, sagt Arbeiter-Betriebsrat Michael Leitner im „Krone“-Gespräch.

Freitagmittag wurde die Belegschaft in einer Versammlung über den drastischen Schritt informiert. 360 von 410 Mitarbeitern werden beim AMS zur Kündigung angemeldet. Begründet wird diese Maßnahme vor allem damit, dass Corona-bedingt Aufträge und Umsätze wegfielen.

Viele Briefe an Verantwortliche
Leitner lässt das so nicht gelten: Seit vier Jahren laufe es schlecht, in Briefen habe er die Verantwortlichen - bis hin zu den chinesischen Eigentümern, der Wolong-Gruppe - mehrfach über Probleme informiert, „alle Hilferufe wurden ignoriert“. Zuletzt waren die Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Leitner ist seit 44 Jahren im Unternehmen, hat viele Auf und Abs sowie zwei Insolvenzen erlebt. „So sind wir aber noch nie behandelt worden“, ärgert er sich.

Nur noch ein Jahr bis zur Pension
Auch der Obdacher Herbert Mostögl arbeitet seit vier Jahrzehnten im Werk. Auf dem Weg zur Nachmittagsschicht hat er die Hiobsbotschaft erfahren. „Es gab keine Vorwarnung.“ Ein Jahr hat der Obersteirer noch bis zur Pension. Für die gesamte Region rund um den Ring ist das De-facto-Aus für ATB ein Schlag.

50 Arbeitsplätze bleiben
Laut einer Sprecherin von ATB sollen Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Logistik in Spielberg verbleiben, in Summe etwa 50 bis 60 Arbeitsplätze. Gespräche über einen Sozialplan oder eine Arbeitsstiftung beginnen erst. Leitner verspricht jedenfalls, alles zu unternehmen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.

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