Einer von 90 Clustern

Schulen und Kindergärten sind keine Brutstätten

Politik
24.07.2020 06:00

Schulen und Kindergärten sind keine Virus-Brutstätten. Nur einmal war ein Kind der „Quellfall“, geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS hervor. Mediziner Hans-Petter Hutter fordert: "Wir brauchen klare Regeln im Herbst.“

Sie galten als „Superspreader“ (Massenverbreiter), hatten Besuchsverbot bei Oma und Opa, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Nun bestätigt eine parlamentarische Anfrage der NEOS, was medizinische Studien herausgefunden haben: Kinder sind keine Coronavirus-Schleudern. „Von 541 Clustern (Häufungsgebiete) wurden nur sechs Schulen und Kindergärten zugeordnet (jeweils drei)“, so die schriftliche Auskunft des Bildungsministeriums. 

Das bedeutet: Nur einer von 90 österreichischen Corona-Clustern entstand in einem Umfeld, in dem Kinder sich vermehrt aufhalten. Die Daten stammen von Ende Juni.

Waren Schulschließungen im April übertrieben?
In fünf der sechs Fälle waren zudem Erwachsene Ursprung der Verbreitung. Nur einmal wurde ein Schüler als „Quellfall“ festgemacht - wobei von ihm nur vier Folgefälle ausgegangen sein dürften, so das Ministerium. Insgesamt steckten sich in Schulen und Kindergärten 56 Menschen an, 26 davon waren unter 16 Jahre alt.

Auch unabhängig von den Schul-Clustern zeigen die Zahlen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES, dass Kinder und Jugendliche geringer betroffen sind: Von insgesamt 17.189 Menschen mit Corona-Infektion (Stand: 22. Juni) waren 693 unter 16 Jahre alt - das sind vier Prozent. Sie haben sich bei Erwachsenen oder bei Freizeitaktivitäten angesteckt. 

Waren die Schulschließungen ab April übertrieben? Das Bildungsministerium wehrt ab: Man habe keine Schulen geschlossen, sondern den Präsenz- auf Fernunterricht umgestellt.

Ein Plan für den Herbst lässt auf sich warten
Zuletzt mussten Eltern bei einem Schnupfen ein Attest bringen, in Oberösterreich wurden nach dem Anstieg der Fallzahlen als Erstes Schulen geschlossen. In gut sechs Wochen geht das neue Schuljahr los. Klare Corona-Regeln gibt es keine. „Es geht nicht, dass wahllos Schulen geschlossen und Kinder heimgeschickt werden - das ist für alle Beteiligten langfristig nicht durchhaltbar“, sagt NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. 

Dem schließt sich Mediziner Hans-Peter Hutter an: „Wir haben ja andere Erkrankungen auch, da gibt es klare Verfahren. Ein Corona-Fall in der Schule muss zur neuen Realität werden, so wie jetzt ein Fall von Läusen.“

Regional könnten Schließungen Sinn machen, etwa „wenn es Cluster in Schulen oder stark steigende Infektionszahlen vor Ort gibt. Dafür braucht es eine gute Beobachtung und ausreichende Testkapazitäten“, so Künsberg Sarre. Und das könnte schneller der Fall sein, als man denkt: Am Donnerstag gab es 170 Neuinfektionen - die meisten seit 11. April.

Teresa Spari, Kronen Zeitung/krone.at

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