Wegen Corona in Verruf

Frankreich will nun Fledermäuse rehabilitieren

Ausland
23.07.2020 11:33

Sie gelten als unheimlich und sind als Träger von Coronaviren in Verruf geraten: Fledermäuse. Ein Forschungszentrum in Frankreich bemüht sich nun, den Ruf der „Flughunde“ zu verbessern. „Wir sind das Mekka der Fledermäuse“, rühmt sich das Naturkundemuseum in der Stadt Bourges gut 200 Kilometer südlich von Paris.

Seit mehr als 30 Jahren zählen, beobachten und kartografieren die wissenschaftlichen Mitarbeiter Fledermauskolonien in der Umgebung. „Als wir damit angefangen haben, interessierte sich noch niemand für die kleinen Tiere“, erinnert sich Museumsdirektor Laurent Arthur. Heute organisiert er alle zwei Jahre ein „Fledermaus-Treffen“ mit mehr als 500 Fachleuten.

Fledermäuse sind wichtige Schädlingsbekämpfer
Dem Zentrum geht es vor allem um Aufklärung: Denn Fledermäuse haben nicht nur die allgemein bekannten Besonderheiten, dass sie mit dem Kopf nach unten schlafen und per Echoortung „sehen“ - sie sind nach Angaben von Museumsdirektor Arthur auch Nutztiere. „Sie können Schädlinge von Weinbergen vertreiben“, sagt der Experte. Das könnte Winzern helfen, weniger Schadstoffe einzusetzen. Die Experten bemühen sich deshalb, Fledermaus-Kolonien in Weinbergen im benachbarten Loiretal anzusiedeln, wo viele französische Weine hergestellt werden.

Gebäudebesitzern gilt die Fledermaus oft als Schädling - etwa, wenn sie sich in Dachböden oder Industrieanlagen einnistet. Viele Menschen hätten Angst vor den Exkrementen der Tiere, erzählt Arthur. Das gelte gerade jetzt in der Covid-19-Krise.

Fledermäuse keine Überträger und selbst fast „unantastbar“
Die Sorge ist laut Forschern jedoch unbegründet: Europäische Fledermäuse sind nicht als Träger des Coronavirus in Erscheinung getreten - anders als chinesische Arten. Allerdings haben auch Fledermäuse in China das Virus nach bisherigen Erkenntnissen nicht direkt auf den Menschen übertragen, sondern vermutlich über ein Wirtstier. Neben dem Schuppentier hat die Wissenschaft dabei auch Schleichkatzen im Verdacht.

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Fledermäuse können auch tödlichen Viren widerstehen.

Francois Moutou, Epidemiologe

Der Fledermaus selbst könne das Coronavirus jedenfalls nichts anhaben, sagt Francois Moutou, der als Epidemiologe für das Zentrum in Bourges arbeitet. Als einziges fliegendes Säugetier verfüge sie über „ein Genmaterial, das die DNA repariert“. Auch die Immunabwehr werde dadurch stimuliert. Deshalb könnten Fledermäuse auch tödlichen Viren widerstehen.

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