Auf Corona-Spurensuche

„Ischgl-Viren“ ähneln jenen aus Frankreichs Alpen

Tirol
19.07.2020 11:20

Woher stammen die Viren, die zu dem massiven Ausbruch im Tiroler Skigbebiet Ischgl geführt haben? Forscher haben nun herausgefunden, dass der Erreger Ähnlichkeiten zu jenem aufweist, der im französischen Wintersportgebiet Contamines-Monjoue (Haute-Savoie) vorkam. Ein einzelner Ausgangspunkt lässt sich allerdings nicht ausmachen.

Bis 24. Jänner 2020 lässt sich das neuartige Coronavirus in Österreich zurückverfolgen. Nun gingen Wissenschaftler in einer Studie mit den Titel „Entwicklung der Coronavirus-Erkrankung 2019 (Covid-19) in Österreich“ auf Spurensuche, von wo genau der Erreger ins Land kam. Das Genom des Erregers der ersten bestätigten Fälle wurde dazu unter die Lupe genommen und dabei entdeckt, dass SARS-CoV-2 nicht wie zunächst vermutet aus Deutschland „eingeschleppt“ wurde.

Erster Corona-Fall sorgte für keine weiteren Infektionen
„Der erste dokumentierte Fall war eine Person, die sich in Kühtai in Tirol vom 24. bis 26. Jänner 2020 aufhielt. Infiziert worden war sie durch einen chinesischen Ausbildner in Starnberg (Deutschland) zwischen dem 20. und dem 22. Jänner“, schreiben die Fachleute. Doch diese SARS-CoV-2-Infektion blieb sozusagen „deutsch“. Die Infektion wurde erst am 28. Jänner in München bestätigt. In Österreich gab es daraus keine weiteren Fälle als Konsequenz.

Am 25. Februar wurden dann in Innsbruck zwei aus Italien importierte Fälle registriert, wieder ohne weitere Konsequenzen mit zusätzlichen Infektionen aus dieser Quelle. Die ersten Infektionen bei österreichischen Staatsbürgern wurden schließlich am 27. Februar in Wien entdeckt. Daraus entstanden zwei Cluster, einer mit sechs, der andere mit 61 Folgefällen, wobei Letzterer seinen Ursprung in Italien gehabt haben dürfte, wie die Fachleute feststellten.

Brite schleppt Virus in französische Alpen ein
Dann kam Ischgl. „Die Isolate aus dem Ischgl-Cluster entsprachen dem Mutationsprofil von Erreger-Stämmen aus dem französischen Skiort Contamines-Monjoue in Obersavoyen. Dorthin war ein Brite gekommen, der am 24. Jänner nach Frankreich eingereist war“, so die Experten. Der Mann hatte zuvor an einer Konferenz teilgenommen, wo auch eine Person aus Wuhan anwesend war. Untersuchungen konnten allerdings keine „definitive Quelle von SARS-CoV-2 identifizieren, die zu dem Ausbruch in Ischgl führten“, so die Forscher.

Eine andere Studie des Forschungszentrums für Molekulare Medizin - CeMM/Wien wurden Genome des Erregers aus unterschiedlichen Regionen Österreichs sequenziert und mit Tausenden Viren aus internationalen Quellen verglichen.

Dabei zeigte sich, dass die beiden ersten österreichischen Cluster in Tirol und in Wien (hier war der Indexpatient zuvor in Italien gewesen) aus hoch frequentierten In-Door-Veranstaltungen entstanden - eben aus Besuchen einer Aprés-Ski-Bar in Ischgl und aus Radfahr-Spinning-Treffen in Wien.

Virus eroberte von Ischgl aus die ganze Welt
Das Virus verbreitete sich international jedenfalls extrem schnell. Eine Woche nach dem Auftauchen von SARS-CoV-2 mit dem Mutationsprofil (genetische Charakteristika, Anm.) in Frankreich und Ischgl konnte bereits eine steigende Anzahl verwandter Viren auf der Basis des gleichen Mutationsprofils über Kontinente hinweg gefunden werden, wo sie neue lokale Ausbrüche hervorriefen - zum Beispiel auch in New York.

Als sehr populäre internationale Destination für Touristen aus Europa und Übersee könnte Ischgl eine kritische Rolle als Übertragungs-Hub für die Ausbreitung des Virus-Stammes 20C (Unterart von SARS-CoV, Anm.) nach Europa und Nordamerika gespielt haben“, heißt es in der noch nicht von vollständig geprüften Arbeit.

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