Tiroler Ex-Zuhälterin:

„Ich weise Vorwürfe vehement zurück!“

Tirol
18.07.2020 12:00

Sie soll seit des Corona-bedingten Lockdowns - wie berichtet - wieder als Zuhälterin in Tirol tätig sein und Wohnungen angemietet haben. Doch die Ex-Rotlichtgröße streitet im Interview mit der „Krone“ diesen Vorwurf vehement ab, sie entkräftet die Anschuldigungen und gibt nachdenkliche Einblicke in ihr bewegtes Leben.

Topgestylt von Kopf bis Fuß sitzt die 49-Jährige, die anonym bleiben möchte, am Redaktionstisch. An Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. Mit gerade einmal 17 Jahren hat sie als Prostituierte ihre Karriere im Rotlichtmilieu begonnen – eine Karriere, die im Laufe der Jahre steil nach oben gegangen ist.

Sie war jahrelang die einzige Zuhälterin in ganz Österreich und musste sich gegen ihre männliche Konkurrenz durchsetzen. Wegen der Zuhälterei wurde die vierfache Mutter schließlich verurteilt und musste 2011 hinter Gitter. Depressionen, Panikattacken und auch Suizidgedanken prägten ihr Leben. Ein Leben, das ihr sehr viel abverlangt hat.

„Krone“: Was sagen Sie zu den Gerüchten, dass Sie als Zuhälterin zurückgekehrt seien?
Ich verneine das vehement. Seit meiner Entlassung aus der Justizanstalt Innsbruck hat kein einziges Mädchen mehr für mich gearbeitet. Ich habe lediglich eine Wohnung angemietet und das ist jene, in der ich wohne. Ich war in den vergangenen eineinhalb Jahren in Vorarlberg. Das alles ist für die Exekutive leicht zu überprüfen. Ich bin nicht so bescheuert und mache denselben Fehler wie früher, weil ich weiß, dass ich im schlimmsten Fall mehrere Jahre hinter Gitter muss.

Sie haben somit auch keine einzige Wohnung während des Lockdowns gemietet?
Nein. Ich wäre nicht so frech und würde mich in dieser Zeit mit der Exekutive anlegen. Zudem wäre ein derartiges Verhalten verantwortungslos meinen Kunden gegenüber. Ein weiterer Grund ist mein an Demenz erkrankter Vater. Ich pflege ihn mit meinem ältesten Sohn liebevoll seit fünfeinhalb Jahren. Ich würde nie das Risiko eingehen, das Virus mit nach Hause zu nehmen und ihn zu gefährden.

Sie haben damals einen ungewöhnlichen Beruf gewählt. Wie konnten Sie sich als Zuhälterin etablieren?
Die männliche Konkurrenz hat mich schwer akzeptiert. Ich hatte das nötige Köpfchen und war angstfrei – weil ich in dieses Milieu hineingeboren wurde. Die anderen Zuhälter kamen schwer gegen mich an, daher haben sie mich schließlich angezeigt. Ich hatte sehr viele Neider, was schwierig war, weil ich Neid nicht kenne. Ich war geschäftstüchtig, aber nie geizig oder gierig.

Sie haben eine harte Schale. Und einen weichen Kern?
Wenn es sein muss, bin ich mit der ganzen Welt auf Kriegsfuß. Aber wenn ich mit meinen Kindern König der Löwen anschaue, weine ich Rotz und Wasser. Wenn ich hilfsbedürftige Personen sehe, gebe ich ihnen immer etwas. Viele Leute sind stabil in der Psyche, viele sind es aber nicht. Und genau das darf man nicht verurteilen.

Hatten Sie über die vielen Jahre hinweg nie Angst, dass ihr Leben von heute auf morgen vorbei sein könnte?
Das habe ich verdrängt. Ich bin als kleiner Fisch in das Milieu hineingekommen und wurde sogar Zuhälterin. Ich wusste, dass wenn ich aussteigen würde, würde ich nie mehr in diese Position zurückkehren. Daher zögerte ich diesen Schritt hinaus. Ich habe mir immer geschworen, dass ich mir mein Milieu von keinem nehmen lasse, außer von der Justiz. Das ist dann auch passiert – zu Recht, da ich jahrelang eine Straftat begangen habe.

Was gibt Ihnen Kraft?
Meine vier Kinder im Alter von zehn, 13, 19 und 29 Jahren. Unser Verhältnis ist wirklich ganz toll.

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