Schlauer werden

Mit Bewegung dem Gehirn auf die Sprünge helfen

Gesund
18.07.2020 05:00

Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft: Wie sich Bewegung auf unser Gehirn auswirkt, unsere Konzentration und kognitive Leistungsfähigkeit verbessern kann.

So wie alle Bereiche des Körpers unterliegt auch unser Gehirn einem Alterungsprozess. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr beginnen die geistigen Fähigkeiten langsam, anfangs kaum wahrnehmbar, zu schrumpfen, wie Neurowissenschafterin Dr. Manuela Macedonia erklärt: „Mit vierzig haben wir schon mindestens 20% der wichtigen Gehirnstruktur verloren und es fällt uns von Jahr zu Jahr schwerer, etwas Neues zu behalten.“ Denn ein Verlust der Gehirnmasse geht unweigerlich mit einem Verfall der geistigen Leistung einher. Jedoch hat unser „Denkorgan“ außergewöhnliche Fähigkeiten. Jeden Tag unseres Lebens werden im Hippocampus - dieser ist für Gedächtnis und Lernen zuständig - neue Zellen gebildet, um damit am Gehirn Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Aber nicht nur das. Wenn wir etwas verstärkt tun, zum Beispiel Vokabel lernen, führt dies zu einer vermehrten Zellproduktion, zum Auf- und Umbau von Synapsen (dienen der Signalverarbeitung) und verbessert somit den Informationstransfer zwischen den Gehirnzellen.

Mehr Wachstum, Durchblutung, Leistung
Ein weiteres Phänomen konnten die Forscher entdecken: Moderates Ausdauertraining hält unseren Hippocampus auf Trab. Bereits das junge Gehirn profitiert von Sport. Untersuchungen zeigten, dass fitte Kinder auch geistig leistungsfähiger sind. Durch regelmäßige Bewegung werden die Blutgefäße im Gehirn mehr beansprucht, mit Blut versorgt und gewinnen dadurch an Stärke. Reicht ihre Kapazität nicht aus, kommen neue hinzu. Dieser Prozess ist auch bei Erwachsenen möglich. Wenn wir uns hingegen zu wenig bewegen, baut das System ab, was es nicht benötigt - mitunter auch die Gefäße im Hirn. Um zu überleben bzw. zu funktionieren, brauchen die Nervenzellen „Futter“ - in Form der Aminosäure N-Acetylaspartat (NAA). Dieses wichtige Protein verlangsamt die altersbedingte Schrumpfung der Gehirnrinde. Ist zu wenig NAA vorhanden, begünstigt dies Erkrankungen wie Alzheimer, Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Schizophrenie.

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Mindestens fünfmal die Woche moderates Ausdauertraining!

Dr. Manuela Macedonia, Neurowissenschafterin

„Sie müssen nicht Marathon laufen oder Wettkampf-Tempo an den Tag legen“, beruhigt Dr. Macedonia. Aber es reicht auch nicht, zu Mittag 400 Meter zum nächsten Supermarkt zu gehen, um eine Wurstsemmel zu kaufen. Ein wenig anstrengen sollten wir uns schon. Bewegung außerhalb der Komfortzone ist bereits die halbe Miete. Noch bessere Effekte erzielt man, wenn die körperliche Aktivität gepaart ist mit Lernaufgaben. Regelmäßiges flottes Gehen, Walken, Laufen oder Radfahren wirkt auch dem Verlust der kognitiven Kontrolle und selektiven Aufmerksamkeit im Alter entgegen. Darunter versteht man die Fähigkeit, relevante Informationen zu sortieren und zu behalten, unwichtige hingegen zu unterdrücken. Relevant ist dies beispielsweise beim Autofahren. Daher: Mindestens fünfmal die Woche moderates Ausdauertraining! Dies steigert nicht nur das körperliche Wohlbefinden und macht schlank, sondern hält auch die „grauen Zellen“ in Schuss.

Buchempfehlung: „Beweg Dich! und dein Gehirn sagt Danke“
In ihrem Buch „Beweg Dich! und dein Gehirn sagt Danke“ verrät Neurowissenschafterin Dr. Manuela Macedonia, was Bewegung für unseren Geist und unsere Psyche alles leistet. Sie gibt Tipps, wie wir schlauer werden, besser denken und uns vor Demenz schützen können.

Regina Modl, Kronen Zeitung

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