27-facher Schütze:

„Ich wollte von der Polizei erschossen werden“

Steiermark
08.07.2020 20:00
Alkohol- und tablettensüchtig, psychisch krank – der Südoststeirer Rudolf K. führt kein einfaches Leben. Im September 2019 feuerte er mit einer Pistole vom Balkon seines Hauses auf sechs Polizisten. Weil er wollte, dass sie ihn erschießen, sagt er vor dem Schwurgericht in Graz. Die Anklage lautet sechsfacher Mordversuch.

„Mein Mandant war immer ein fleißiger Mensch“, beginnt Verteidigerin Astrid Wagner. Der 50-Jährige arbeitete als Restaurator, ehe er seinen geliebten Beruf nach einem Arbeitsunfall aufgeben musste. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin lebte er in einem Haus bei Gnas. Immer wieder machte ihm seine Alkoholsucht zu schaffen, Selbstmordgedanken aufgrund einer psychischen Krankheit quälten ihn massiv.

„Ich hab‘ leider Bier gekauft“
Der 19. September 2019 sollte sein Schicksalstag werden. An jenem Tag beschloss Rudolf K., eine Radtour zu starten. „Mir ist es aber nicht gut gegangen, ich hatte Herzrasen. Ich bin dann zurückgefahren und kam an einem Supermarkt vorbei. Dort hab’ ich mir leider zwei Dosen Bier gekauft und sie dann auf einer Parkbank ausgetrunken.“

Freundin entriss Täter die Schusswaffe
Danach fühlte sich der Mann schäbig, beschloss einmal mehr, seinem Leben ein Ende zu setzen. Dafür packte der Sportschütze eine seiner beiden Pistolen aus dem Tresor und setzte sich an einen Tisch im Haus. Er schluckte Tabletten und trank weiter Alkohol. Doch dann kam die Frau nach Hause und ahnte, was er im Schilde führte. Verzweifelt riss sie ihm die Waffe aus den Händen, versteckte sie in einem Bettkasten, rief ihre Schwester und den Bruder ihres Freundes an.

Der Sportschütze drückte 27-mal ab
Währenddessen forderte der Steirer seine Pistole zurück, holte die zweite Waffe und bedrohte seinen Bruder. Schnell ergriffen er und die Freundin die Flucht, schon fielen die ersten Schüsse!

Mit Hechtsprung in Deckung gebracht
Danach verschanzte sich K. auf seinem Balkon und schoss auf die eintreffenden Polizeibeamten. Nur knapp verfehlte er die Polizisten im Streifenwagen, die sich gerade noch mit einem Hechtsprung in Deckung bringen konnten. Insgesamt feuerte der Steirer 27-mal ab, traf unter anderem eine Kinderschaukel, die Mauer des Nachbarhauses und einen weiteren Wagen.

Gezielt und abgedrückt
Brandgefährlich: Beim Haus führt eine Hauptstraße vorbei. Ein Beamter hielt die vorbeifahrenden Autos an, geriet aber selbst in die Schusslinie. „Plötzlich sieht ihn der Angeklagte an, zielt und drückt ab! Der Schuss ging zum Glück daneben“, schildert Staatsanwalt Hansjörg Bacher die brenzlige Situation. „Ein Blutbad konnte nur dank des hervorragenden Handelns der Polizisten verhindert werden! Der Angeklagte sagt, er wollte erschossen werden. Wieso hat er sich dann aber versteckt?“

„Waghalsige Anklage“
Ganz anders die Ansicht die Verteidigerin: „Das ist eine waghalsige Anklage, die auf subjektiven Angaben von Polizisten vom Land beruhen, die in einem psychischen Ausnahmezustand waren. Wenn mein Mandant jemanden treffen will, dann tut er das auch. Er wollte keinen töten.“

Ein Urteil folgt am Donnerstag.

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