„Sie sind gut darin“

Geld, Sex & „Kompromat“: So arbeiten Chinas Spione

Digital
08.07.2020 11:46

Spionieren chinesische Konzerne wie Huawei oder TikTok für die Regierung in Peking und die Kommunistische Partei? Solche Vorwürfe, vor allem aus den USA, weisen sowohl die beschuldigten Firmen, als auch die chinesische Regierung vehement zurück. Geheimdienst-Experten wären allerdings nicht überrascht, wenn manch Mitarbeiter großer chinesischer Unternehmen im Ausland neben seinem Job noch eine andere Agenda verfolgen würde.

So etwa der Sicherheitspolitik-Experte der britischen TV-Anstalt BBC, Frank Gardner. Der veröffentlichte nach der in China naturgemäß heftig kritisierten Entscheidung, Huawei vom 5G-Ausbau auszuschließen, einen interessanten Einblick in die britischen Erkenntnisse zur Arbeitsweise des chinesischen Geheimdienstes.

Verbindungsbüros in chinesischen Firmen
Gardner beruft sich auf ein Dossier, das von einem ehemaligen Spion des britischen Geheimdienstes MI6 zusammengestellt wurde. In dem Dossier wird auch im Zusammenhang mit dem Huawei-Boykott von Versuchen der Einflussnahme auf britische Politiker und Entscheidungsträger berichtet. Generell seien die Spionagevorwürfe nicht an den Haaren herbeigezogen. Jedes größere chinesische Unternehmen sei verpflichtet, eine Art Verbindungsbüro zur Kommunistischen Partei zu unterhalten. Was Firmen wie Huawei mit einem Gewerkschaftsbüro vergleichen, diene in Wahrheit dazu, politische Ziele durchzusetzen.

Kommunistische Partei hat 93 Mio. Mitglieder
„Die Parteimaschinerie ist überall“, zitiert Gardner einen China-Experten, der davon ausgeht, dass auch in Großbritannien Mitarbeiter chinesischer Konzerne für die Pekinger Regierung tätig sind. „Für China sind Wirtschaft und Politik nicht trennbar“, sagt er. Die Kommunistische Partei habe 93 Millionen Mitglieder, von denen viele für Firmen in Übersee arbeiten. Das erlaube Peking, im Ausland Informationen sammeln zu lassen, besonders im Technologiebereich. Aber auch Ausländer werbe man gezielt an.

Schmiergeld, Sex-Fallen und Erpressung
Beim Anwerben seiner Agenten setze Peking auf verschiedene Taktiken - je nachdem, ob der Anwerbeversuch einen Ausländer oder einen Chinesen zum Ziel habe und je nachdem, wo die Anwerbung stattfinde. In den letzten 15 Jahren habe man eine wachsende Bereitschaft gesehen, Entscheidungsträger in Übersee anzuwerben. Hier setze man auf positive Anreize - verlockende Einladungen zu Business-Treffen in China, finanzielle Hilfen für marode Unternehmen, Aufsichtsratsposten in chinesischen Firmen oder schlicht „lebensverändernde“ Geldsummen.

In China seien die Methoden des Geheimdienstes düsterer, berichten Insider. Chinesen, die zur Kooperation bewegt werden sollen, berichten von Drohungen und Erpressungen gegen Familienmitglieder. Und von perfiden Tricks zur Manipulation ausländischer Geschäftsleute.

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Der chinesische Staat ist sehr gut darin, am eigenen Territorium solche Sex-Fallen zu stellen.

Britischer Geschäftsmann mit China-Erfahrung

Gemeinhin setze man dabei auf Methoden, die sich schon beim Sowjet-Geheimdienst KGB bewährt haben: „Zufällige“ Begegnungen mit attraktiven Frauen, die ausländischen Geschäftsleuten schöne Augen machen und sie in kompromittierende Situationen bringen. Das Treffen wird insgeheim aufgenommen, das Material - im Geheimdienstjargon „Kompromat“ - anschließend verwendet, um die Zielperson zu erpressen. „Der chinesische Staat ist sehr gut darin, am eigenen Territorium solche Sex-Fallen zu stellen“, sagt ein britischer Geschäftsmann, der lang in China tätig war.

Arbeitsteilung bei Chinas Staatssicherheit
Gestellt werden solche Fallen laut BBC von der chinesischen Staatssicherheit. Die arbeite dezentral: Jedes Provinzbüro der Staatssicherheit kümmere sich um die Auslandsaufklärung in einer anderen Weltregion. Das Büro in Shanghai kümmere sich etwa um die USA, jenes in Peking um Russland, in Tianjin beobachte man Japan und Korea - und so weiter. Dabei greife man neben klassischen Agententätigkeiten wie oben beschrieben zum „vollen Spektrum staatlicher Hebel, um an Informationen zu gelangen“. Das seien gezielte und ungezielte Cyber-Angriffe, aber auch Diebstahl und die wissentliche oder unwissentliche Zusammenarbeit mit Branchenexperten.

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