Nach Mord an Sänger

Mehr als 160 Tote bei Unruhen in Äthiopien

Ausland
05.07.2020 09:11

Nach der Ermordung eines beliebten Sängers kommt es in Äthiopien seit vergangener Woche immer wieder zu gewalttätigen Protesten. Bei den Unruhen in der Region Oromia sind bereits mindestens 166 Menschen ums Leben gekommen. Zehn weitere Todesopfer wurden aus der Hauptstadt Addis Abeba gemeldet.

Die landesweiten Proteste waren durch die Ermordung des beliebten Sängers Hachalu Hundessa ausgelöst worden. Ministerpräsident Abiy Ahmed prangerte „orchestrierte Versuche“ zur Destabilisierung seines Landes an.

Polizei verkündete, Unruhen „vollständig gestoppt“ zu haben
Nach Angaben der Behörden sind die Todesfälle auf Einsätze der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten sowie Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen zurückzuführen. Die Unruhen in Oromia wurden inzwischen aber „vollständig gestoppt“, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Mehr als tausend Menschen seien verhaftet worden.

Bei einem Treffen mit Regierungsvertretern am Freitag kündigte Abiy an, die an den Unruhen Beteiligten sowie deren „Hintermänner“ zur Rechenschaft zu ziehen. Der Ministerpräsident machte „interne und externe Kräfte“ für die Ausschreitungen verantwortlich und bezog sich dabei auch auf die derzeitigen Spannungen mit dem Nachbarland Ägypten im Zusammenhang mit einem gigantischen Staudamm-Projekt am Nil.

Volksgruppe in Äthiopien fühlt sich benachteiligt
Der am vergangenen Montag ermordete Sänger Hundessa gehörte den Oromo an, der größten Volksgruppe in Äthiopien. In seiner Musik hatte er oft das Gefühl der Oromo ausgedrückt, wirtschaftlich und politisch benachteiligt zu werden.

Äthiopien mit seinen 100 Millionen Einwohnern ist ein Vielvölkerstaat, in dem es immer wieder Spannungen zwischen den Volksgruppen gibt. Die Behörden machten wiederholt die Rebellengruppe Oromo Liberation Army und die oppositionelle Tigray-Volksbefreiungsfront für die Unruhen verantwortlich.

Internetverbindung nach Protesten gekappt
Mehrere bekannte Oppositionsvertreter wurden in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen, darunter der frühere Medienmogul Jawar Mohammed. Die Festnahmen lösten weitere Demonstrationen aus. Als Reaktion auf die Unruhen kappte die Regierung in Addis Abeba landesweit die Internetverbindungen. Geschäfte und Behörden durften am Freitag erstmals seit Tagen wieder öffnen.

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