In Sölden

Bergrettung startet die Alpinmedizin der Zukunft

Tirol
04.07.2020 13:00
Die Bergrettung Sölden startet ein ehrgeiziges medizinisches Projekt. Im Rahmen einer Studie darf Notfallsanitäter Jakob Fiegl, der in der Bike Republic Sölden Rettungsdienst versieht, Patienten das Schmerzmittel Methoxyfluran verabreichen. Schmerzen können dadurch vor Eintreffen des Notarztes gelindert werden.

Die Gabe von Schmerzmitteln ist für Notfallsanitäter zwar grundsätzlich erlaubt, kam aber bisher nur selten zur Anwendung. Nach einer umfassenden Einschulung und „grünem“ Licht von Alexander Egger, dem Bundeschefarzt des Bergrettungsdiensts, kann Jakob Fiegl seit 1. Juli Methoxyfluran verabreichen. „Dabei handelt es sich um einen Wirkstoff mit wenigen relevanten Nebenwirkungen. Er ist seit 2018 in Europa zugelassen und wird von den Patienten inhaliert“, sagt Bundesarzt Egger. Er war es auch, der das Projekt, zu dem abschließend eine umfassende Studie folgt, ins Leben gerufen hat.

80 Einsätze pro Jahr
Jakob Fiegl, der als erster und vorläufig einziger Bergretter in Österreich Methoxyfluran geben darf, wurde deshalb ausgewählt, weil er als hauptamtlicher Retter in der Bike Republic Sölden pro Sommer rund 80 Einsätze absolviert. „Wir erleben hier das für das Medikament passende Verletzungsmuster wie etwa Frakturen der Gliedmaßen“, sagt der 26-Jährige, der seit 2014 der Bergrettung angehört.

„Uns geht es darum, Patienten möglichst rasch und noch vor Eintreffen eines Arztes eine Schmerztherapie zukommen zu lassen, wenn dies aus zeitlichen Gründen erforderlich ist“, informiert Alexander Egger.

Mittel wird inhaliert
Methoxyfluran befindet sich in flüssiger Form in einer Ampulle, es verdunstet, der Verunglückte inhaliert das Medikament schließlich in Gasform. Jakob Fiegl wird jede Anwendung genau dokumentieren, sodass schließlich am Ende des Sommers eine Studie erstellt werden kann. Bundesarzt Egger wird den Notfallsanitäter fachlich begleiten.

Von der Zukunft der Alpinmedizin spricht in dem Zusammenhang Sepp Burger, Landesarzt der Bergrettung Tirol. In Australien beispielsweise sei Methoxyfluran für Notfallsanitäter bereits zugelassen. Wenn die Ergebnisse der Studie positiv ausfallen, könnten weitere Notfallsanitäter die Erlaubnis zum Verabreichen des Mittels erhalten.

In den ersten Tagen musste Jakob Fiegl noch nicht zu Methoxyfluran greifen.

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