Neuer Wanderweg

Grenzerfahrungen im “Dorf ohne Grenzen” Bildein

02.09.2010 14:29

Als "Dorf ohne Grenzen" präsentiert sich seit Jahren die südburgenländische Gemeinde Bildein im Bezirk Güssing. Besucher des rund 300 Einwohner zählenden Ortes können bald auch selbst "Grenzerfahrungen" machen: Auf einer etwa sechs Kilometer langen Strecke entsteht ein Wanderweg mit mehreren Stationen. Sie erinnern u.a. an den Bau des Südostwalls während der NS-Diktatur und an den Eisernen Vorhang, der Bildein über Jahrzehnte von seinen ungarischen Nachbargemeinden abschnitt.

Seit Jahrzehnten setzt man sich in Bildein, das nahe an der ungarischen Grenze liegt, intensiv mit Geschichte auseinander. Eine erste Cäsur habe der Ort 1921 erlebt, als das Burgenland zum neunten Bundesland Österreichs wurde. Damals wurde Bildein von seinem "Hinterland" in Ungarn abgeschnitten, so der künstlerische Leiter des Projekts "Grenzerfahrungsweg Bildein", Andreas Lechner, anlässlich der Präsentation. Dienstleistungsbetriebe verloren damals die Abnehmer für ihre Produktion.

Der nächste Einschnitt sei mit dem Bau des Eisernen Vorhanges ab 1948 erfolgt, als jeder Kontakt ins Nachbarland abbrach. Nach dem Fall der Grenze im Jahr 1989 herrschte großes Interesse der Bevölkerung an der Aufarbeitung der Vergangenheit. 2001 sei auf Wunsch der Bevölkerung das "burgenländische geschichte(n)haus" entstanden. Bereits damals gab es die Idee, einen Wanderweg zum Thema Grenze gestalten, so Lehner.

Begehbares Labyrinth beim Friedhof
Die Umsetzung begann vor vier Jahren mit dem Bau eines begehbaren Labyrinths gegenüber vom Friedhof. Der "Grenzerfahrungsweg", der seinen Ausgangs- und Endpunkt im Ortszentrum hat, soll leicht begehbar sowie mit dem Fahrrad befahrbar gemacht werden. Derzeit entstehen unter Mithilfe des Bundesheeres, das das Projekt mit Arbeitsleistung und Gerät unterstützt, weitere Stationen.

"Wir bauen gerade Schützengräben aus dem Zweiten Weltkrieg nach", schilderte Lehner. Neben einem etwa 50 Meter langen Abschnitt eines Schützengrabens entsteht ein Panzergraben, in den ein T34-Panzer, wie er im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam, hineingestellt werden soll.

Bunker aus Zweitem Weltkrieg wird gezeigt
Eine andere Station zeigt einen erhaltenen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Dort soll eine Installation eingerichtet werden, wo Menschen, die zur Mitarbeit am Südostwallbau gezwungen wurden, zu Wort kommen. Erzählungen von Überlebenden mischen sich mit Video-Aufnahmen und geschriebenen Berichten.

An der Pinka, an deren Ufer das längste Teilstück des Weges entlangführt, setzt sich eine Station mit dem Einsatz des Österreichischen Bundesheeres an der Grenze zu Ungarn auseinander. Den Mittelpunkt bildet dabei ein renovierter Grenzwachturm aus dem Assistenzeinsatz.

Kommt Original-Grenzwachturm?
Eine weitere Etappe zeigt den Eisernen Vorhang nach 1956. Man verhandle noch mit dem ungarischen Verteidigungsministerium, um einen Original-Grenzwachturm zu bekommen. Auch persönliche Grenzen können Wanderer am Grenzerfahrungsweg überwinden - etwa beim Überschreiten eines Pontonsteges über einen Teich, der sich von der Wasseroberfläche bis in einige Meter Höhe erstreckt. An der Pinka wurde zusätzlich ein Fußgängersteg errichtet, der ein Verweilen über dem Wasser ermöglicht.

Das gesamte Projekt wird von der EU sowie vom Bund und vom Kulturverein "Grenzgänger" finanziert, so Bürgermeister Walter Temmel. Auch die Gemeinde leiste Unterstützung. Ziel sei es, den Weg im Sommer nächsten Jahres zu eröffnen, meinte Lehner. Bis spätestens Ende 2011 müsse das Projekt abgeschlossen sein.