Neue Lockerungen

Corona: Experten-Sorge wegen sorgloser Menschen

Österreich
30.06.2020 22:14

Experten sehen mit eher gemischten Gefühlen den weiteren Lockerungen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen entgegen, die ab Mittwoch gelten werden. Denn die zuletzt wieder angestiegenen Infektionszahlen in Österreich und in anderen europäischen Staaten könnten das Resultat vergangener Lockerungen sein. Zudem sind die Menschen nach dem Ende der Maskenpflicht viel zu sorglos geworden - und die Urlaubssaison beginnt erst. Das alles könnte zu einer gefährlichen Mischung werden und in einer zweiten Welle enden.

Wohl auch aus diesem Grund appellierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag an die Vernunft der Bevölkerung: „Mein dringender Appell geht daher genau an diesen Teil der Bevölkerung, sich durch die wochenlangen guten Zahlen nicht täuschen zu lassen. Das Virus ist nicht auf Urlaub, es ist weiterhin unter uns und es ist hochgefährlich.“

Anschober appelliert an Eigenverantwortung
Dass die Pflicht, den Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen, teilweise aufgehoben wurde, heißt nicht, dass die Masken ab nun verboten seien. „Es macht Sinn, den MNS in Eigenverantwortung weiter zu tragen“, riet Anschober.

In die gleiche Kerbe schlug auch die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz am Montag in der „ZiB 2“. Auch ihrer Ansicht nach gehen viele Menschen zu sorglos mit der Gefahr einer Ansteckung um. Abstand halten und Schutzmasken in geschlossenen Räumen seien weiterhin wichtig. Von einer zweiten Welle würde sie derzeit trotz gestiegener Infektionszahlen noch nicht sprechen. Aber wenn die Zahl der täglichen Neuerkrankungen ansteigt, wäre „Zeit zu handeln“, so Redlberger-Fritz. Ob wieder strengere Maßnahmen gesetzt werden müssen, komme darauf an, wie sich die Situation in der nächsten Woche entwickle.

Wieder leichter Rückgang am Dienstag
Die Dienstag-Zahlen zeigten mit 43 neuen Fällen gegenüber dem Vortag immerhin einen Rückgang von 26 neuen Fällen. Wien hatte an der Dienstag-Zahl mit 27 den klar größten Anteil. Die Zahl der insgesamt an oder mit Covid-19 Verstorbenen stieg um zwei auf 705. 64 Personen befinden sich in Krankenhaus-Betreuung, sechs davon intensivmedizinisch. Da es in einem 24-Stunden-Fenster mehr Genesene als Neuinfizierte gab, sank die Zahl der aktuell Erkrankten um 17 auf 583.

Das ist dennoch um rund 200 mehr als vor gut zwei Wochen. Gesundheitsminister Anschober zeigte sich zwar alarmiert, sieht die Entwicklung in Österreich aber noch positiv. Er verwies nach dem Dienstag-Ministerrat darauf, dass die Situation eigentlich recht stabil sei. In den seit März wieder geöffneten Bereichen gab es „keine negative Entwicklung“: „Meine Sorge würde dann steigen, wenn wir bei einzelnen Cluster-Bildungen nicht wüssten, woher die kommen.“

Zeigt „Corona-Ampel“ Vorläufer einer zweiten Welle?
Vor einem Überschwappen von Entwicklungen auf Österreich, die auf eine zweite Welle an Covid-19-Infektionen hindeuten, warnte unterdessen der Komplexitätsforscher Stefan Thurner. Auch hierzulande gebe es erste Anzeichen für regionale Verschiebungen in diese Richtung - etwa im Raum Linz und Wien. Die Entwicklung positiv getesteter Fälle im Ländervergleich stellt eine neue „Corona-Ampel“ der Forscher dar.

Im von Wissenschaftlern um den Leiter des Complexity Science Hub (CSH) Vienna entwickelten Ampelsystem sind dieser Tage wieder mehrere Bezirke von „grün“ auf „gelb“ umgesprungen. Das heißt, dass sich dort die Anzahl positiv getesteter Fälle pro 10.000 Einwohner im Vergleich der vergangenen 14 Tage merklich auf über eins erhöht hat. Das betrifft vor allem Linz, Wels und das Umland dieser Städte sowie St. Pölten und den Bezirk Neunkirchen (NÖ). Wien bleibt nach wie vor „gelb“.

Neue Lockerungen - demnächst auch für Nachtgastronomie
Am Mittwoch treten neue Lockerungen in Kraft, die entsprechende Verordnung wurde am Dienstag veröffentlicht. So ist wieder jeder Sport auch ohne Abstand erlaubt. Die Maskenpflicht für Kellner fällt. Buffets mit Selbstbedienung werden prinzipiell wieder möglich. Für kleine Bars wird der Thekenausschank möglich sein. Wieder erlaubt ist auch die Prostitution. Für die Nachtgastronomie soll bis Ende der Woche ein Paket mit Lösungsvorschlägen erarbeitet werden.

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