Nach Wahl-Sensation

Tourismus-Hochburg Schladming: „Notbremse ziehen!“

Steiermark
30.06.2020 06:00

In den großen Tourismus-Gemeinden des Ennstals waren am Wahlsonntag vor allem Bürgerlisten erfolgreich. Der Grund dafür: Die Entwicklungen im Tourismus sorgen bei vielen Bewohnern für Unmut! 

Die Wolken haben sich in den vergangenen Monaten zusammengebraut, am Sonntag haben sie sich im Ennstal in einem wahren Politik-Gewitter entladen: Die ÖVP verlor die Bürgermeistersitze in den Ski-Hochburgen Schladming und Haus im Ennstal, die absoluten Mehrheiten holten sich hier Bürgerlisten. Und in der Ramsau konnte der Ortschef Ernst Fischbacher - auch er gehört keiner traditionellen Partei an - deutlich zulegen.

Baupreise explodieren: Viele Junge ziehen weg
„Der Unmut der Bevölkerung über die Entwicklungen war absehbar, der große Zuspruch bei der Wahl hat uns aber überrascht“, sagt der neue Schladminger Bürgermeister Hermann Trinker zur „Krone“. Es brodelt in der WM-Stadt: „Die Baupreise explodieren, das kann sich keine junge Familie mehr leisten“, so Trinker. Viele ziehen weg.

Dazu kommen zahlreiche Tourismusprojekte, gut zwei Dutzend mit bis zu 5000 Betten sollen in der Schublade liegen. „Eine Lawine droht loszubrechen, wir müssen - im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten - die Notbremse ziehen“, sagt der frühere Bürgermeister von Rohrmoos, der eine Gefahr für die heimischen Familienbetriebe ortet.

Auch das Thema Zweitwohnsitze sorgte zuletzt für Proteste. Trinker verspricht, in diesem Bereich „sehr genau hinzusehen“.

Reiche Investoren kaufen Wohnungen
Ganz ähnliche Töne sind im benachbarten Haus im Ennstal zu hören. Dort siegte die Liste des Bäckers Stefan Knapp. Auch er und seine Mitstreiter haben sich zum Ziel gesetzt, „den Ausverkauf der Heimat zu stoppen. Reiche Investoren kaufen sich Wohnungen und vermieten sie, für die Jugend bleibt kein Platz mehr.“ Noch sei es früh genug, um die Bremse zu ziehen.

Knapp, der vor allem der Trend zu Chalet-Dörfern kritisch sieht, will Veränderungen herbeiführen - und eine neue Politik-Kultur gemeinsam mit dem Volk einführen. „Schon als Kapellmeister habe ich die Musiker immer mit eingebunden.“

Was meinen Touristiker in der Region zu den neuen politischen Verhältnissen? „Es war keine Wahl gegen den Tourismus, sondern gegen die Zweitwohnsitze“, sagt einer von ihnen. Eine gewisse Anspannung ist aber nicht zu leugnen.

Neue Liste sorgte in Altaussee für Sensation
Einen Paukenschlag brachte die Wahl auch in Altaussee. Die neu gegründete und von Prominenten wie Klaus Maria Brandauer unterstützte Liste Dialog Lebenswertes Altaussee holte aus dem Stand 30 Prozent und beendete die absolute Mehrheit der ÖVP. Neben dem Verkehr ist auch hier die Zukunft des Tourismus ein ganz wichtiges Thema, wie Listenerster Martin Dämon zur „Krone“ sagt.

Gerade jetzt in der Nach-Corona-Zeit gehe das ganze Salzkammergut über vor Gästen. „Es braucht langfristige Konzepte und einen gesunden Mix von Privatzimmervermietern bis zum Fünf-Sterne-Hotel“, so Dämon. Nun habe man die Möglichkeit, im Gemeinderat mitzugestalten. „Wir sehen dieses Wahlergebnis als ganz klaren Auftrag!“

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