Erneut tote Schafe

Wolfsrisse: „Was zu tun wäre, eigentlich bekannt“

Tirol
29.06.2020 09:30

Es müsse wohl erst ein Unglück mit einem Kind passieren, ehe die Politik etwas unternehme. So reagiert Landwirt Leo Mühlberger aus Kössen in Tirol auf vier Schafrisse durch einen Wolf auf der Naringalm am Freitagmorgen. Ein anderer Almbauer zog die Konsequenz und brachte seine Tiere ins Tal in Sicherheit.

Auf der Kössener Naringalm verbringen die Schafe von sechs Bauern den Almsommer. Leo Mühlberger hat rund 40 Tiere dort oben an der Grenze zu Bayern. „Wir sehen jeden Morgen nach, ob etwas passiert ist“, sagt Mühlberger. Im benachbarten Walchsee hatte bereits ein Wolf „zugeschlagen“. Wohl dasselbe Tier riss jetzt am Freitagmorgen vier Schafe auf der Naringalm. Ein Bauer hat den Wolf gegen 6.30 Uhr beobachtet.

„Erst päppeln wir die Lämmer im Winter auf, dann holt sie sich der Wolf“, ärgert er sich. Dass der Wolf nicht alle gerissenen Tiere auch frisst, sondern einige nur tötet, ärgert den Landwirt ganz besonders.

Die Amtstierärztin hat wieder DNA-Proben von den toten Schafen entnommen, die jetzt untersucht werden. Bis ein Ergebnis vorliegt, können bis zu vier Wochen vergehen. Erst dann erhalten die Bauern eine finanzielle Entschädigung für die Schafe.

Herdenschutzzaun empfohlen: „Geht nicht!“
„Von offizieller Seite wurde uns die Errichtung eines Herdenschutzzauns empfohlen“, sagt der Schafbauer. „Wir sollen die Weide täglich neu einzäunen.“ Das ginge auf der rund 90 Hektar großen Fläche aber gar nicht, außerdem befinde sich unmittelbar unter dem Humus felsiger Boden. „Die sollen doch einmal zu uns heraufkommen und uns zeigen, wie sie sich den Herdenschutz vorstellen!“

Tiere ins Tal gebracht
Während Mühlberger seine Tiere noch auf der Alm belässt, hat Peter Gruber aus Pillberg am Freitag seine sieben Steinschafe vorsichtshalber ins Tal gebracht. „Das ist aber natürlich keine Dauerlösung“, meint Gruber. Der Wolf gehöre in weitläufige Länder wie Kanada, bei uns habe er nichts verloren. Wären die Almen nicht mehr beweidet, hätte dies gravierende Folgen für die Landschaft – die Almen würden dann zuwachsen. Eine Konsequenz, mit der wohl auch der Tourismus Probleme hätte.

Man wüsste an sich eh, was zu tun sei, sagt Gruber und meint damit das Abschießen des Wolfs. Und auch Mühlberger verlangt von der EU, den Schutzstatus des Wolfs zu lockern. „Muss erst ein Mensch oder gar ein Kind zu Schaden kommen?“, fragt er. Wie im Vorjahr im Sellrain, als ein Unbekannter an einem Wolf quasi Selbstjustiz übte, will man in Kössen aber nicht handeln.

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