nach Wirecard-Skandal

Deutschland kündigt Vertrag mit Bilanzprüfern

Ausland
28.06.2020 12:13

Die deutsche Bundesregierung zieht nach dem Milliarden-Bilanzskandal um den Zahlungsdienstleister Wirecard erste Konsequenzen und kündigt den Vertrag mit der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR). Darauf hätten sich Justiz- und Finanzministerium verständigt, so ein Sprecher des Justizressorts am Sonntag.

Der privatrechtlich organisierte Verein DPR kontrolliert im Staatsauftrag die Bilanzen und habe im Fall von Wirecard nach Ansicht der Ministerien versagt, schreibt die „Bild am Sonntag“. Bei der DPR war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Finanzaufsicht wies bereits im Februar 2019 auf Ungereimtheiten hin
Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) hatte nach eigener Darstellung der DPR im Februar 2019 den Hinweis gegeben, dass es Ungereimtheiten in der Halbjahresbilanz 2018 von Wirecard gebe. „Wir haben unmittelbar reagiert und Mitte Februar 2019 bei der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung eine Bilanzprüfung veranlasst“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die Bafin sei für die Bilanzprüfung nicht zuständig. Zuständig sei auf erster Stufe allein die DPR. Dort habe die Prüfung so lange gedauert.

Nur ein Mitarbeiter mit Prüfung betraut
Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ hat die auch als „Bilanzpolizei“ bezeichnete Prüfstelle jedoch nur wenig Personal. Mit der aufwendigen und komplexen Prüfung sei in den vergangenen 16 Monaten im Wesentlichen nur ein einzelner Mitarbeiter betraut gewesen. Die Aufgabenteilung zwischen Bafin und DPR steht dem Bericht zufolge auch im Zentrum der harten Kritik vonseiten der EU-Kommission an Deutschland im Fall Wirecard. Die EU lässt mittlerweile das Agieren der deutschen Finanzaufseher in dem Bilanzskandal von der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA überprüfen.

1,9 Milliarden Euro „verschwunden“
Wirecard hatte Anfang der Woche Insolvenz angemeldet, nachdem 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit“ nicht existieren. Bafin-Präsident Felix Hufeld bezeichnete die Ereignisse als eine „Schande“ für Deutschland. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat als Konsequenz aus dem Bilanzskandal eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt.

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