„Guten Job gemacht“

Europas WHO-Chef lobt Österreichs Weg durch Krise

Ausland
28.06.2020 08:41

Weltweit haben sich bisher fast zehn Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt - dabei wurden etwa 500.000 Todesfälle verzeichnet. „Das Virus kann uns alle treffen. Am meisten aber leiden die Ärmsten und die Alten“, sagte jetzt WHO-Europa-Regionaldirektor Hans Kluge. Österreich und Länder wie Deutschland „haben einen guten Job gemacht“. Er sieht hier derzeit auch keine Entwicklung einer zweiten Welle, fordert aber, dass Lager mit Schutzausrüstung angelegt werden.

Nach SARS, der Influenza-Pandemie („Schweinegrippe“) der Jahre 2009/2010 und anderen Ausbrüchen von Viruserkrankungen in den vergangenen Jahren inklusive der Ebola-Epidemien in Afrika mit verschleppten Fällen stellt sich die Frage, wie die Welt in eine Situation wie jene rund um SARS-CoV-2 kommen konnte.

Schnelligkeit unterschätzt
Kluge, langjährig als Arzt tätig und seit Anfang Februar WHO-Regionaldirektor für Europa, erklärte am Sonntag in einem APA-Interview, dass man zwar durch SARS, MERS und der Influenza-Pandemie bereits vorgewarnt war, man habe aber die Schnelligkeit und das Ausmaß der Verwüstung, die das neuartige Virus anrichtet, unterschätzt. „Jeder Mensch, der jetzt SARS-CoV-2 zum Opfer fällt, ist eine Tragödie.“

Vor allem Ältere betroffen
Es habe sich aber gezeigt, dass Länder mit guter medizinischer Versorgung das Virus besser managen konnten, da man es so geschafft habe, Spitäler zu schützen. „Denn Krankenhäuser sind oft ein Multiplikationsfaktor für Seuchen.“ Das Gleiche gelte für Altersheime und ähnliche Einrichtungen. „Am Anfang waren es die Jungen, die Skifahren waren und sich ansteckten. Aber gelitten haben dann besonders die alten Menschen, die infiziert wurden“, so Kluge.

Virus kennt keine Grenzen
Zumindest in vielen Staaten Westeuropas sei man nunmehr beim Zurückdrängen der Pandemie ziemlich erfolgreich gewesen. Man sehe aber, dass das SARS-CoV-2-Virus eben nicht vor Landesgrenzen Halt mache oder auf nationaler Ebene besiegt werden könne. Deshalb sollten alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auch nicht nur national, sondern auf internationaler Ebene ergriffen und - im positiven Fall - auch wieder koordiniert beendet werden.

Für viele Länder keine zweite Welle in Sicht
Die Situation sei in Ländern wie Deutschland oder Österreich derzeit recht stabil, betonte der gebürtige Belgier: „Wir sehen hier keine ,zweite Welle‘. Das sind am ehesten ,Zacken‘. Aber die Biologie des Virus hat sich nicht geändert. Es wurde nur durch die verschiedenen Maßnahmen zurückgedrängt“. Besondere Aufmerksamkeit müsse man aber auf den Herbst legen und im Zweifelsfall auch schnell reagieren. Die WHO arbeite daher bereits an einem Algorithmus, um für den Fall der Fälle Handlungsanleitungen parat zu haben.

Das oberste Gebot wäre laut dem WHO-Europa-Regionaldirektor aber eine bessere Impfdisziplin, auch für die Grippeimpfung. Zusätzlich müssten strategische Lager für ausreichend Schutzmasken und Schutzkleidung angelegt werden. Dies sei ein Ergebnis des permanenten Lernprozesses, den man im Zuge der Corona-Krise durchlaufe.

Impfstoff soll gerecht verteilt werden
Derzeit gebe es jedenfalls kein Patentrezept zur Eindämmung und Behandlung gegen SARS-CoV-2. Kluge erwarte sich auch von einem möglichen Impfstoff kein Wundermittel, die WHO arbeite aber daran, dass alle Menschen die Impfung bekommen, die sie benötigen. Gerade in diesem Punkt sei die Organisation gefordert und gleichzeitig der beste Rahmen für ein gemeinsames Vorgehen der Länder der Welt. Mit einem wirksamen und breit anwendbaren Impfstoff sei aber am ehesten in etwa einem Jahr zu rechnen.

„Ohne Gesundheit gibt es keine Wirtschaft“
Europa und die Welt sollten aber auch langfristig die Lehren aus SARS-CoV-2 bzw. Covid-19 ziehen, sagte Kluge: „Das Thema der öffentlichen Gesundheit gehört an die Spitze der Prioritätenliste der Politik. Gesundheit und Wirtschaftsleben sind kein Widerspruch. Ohne Gesundheit gibt es keine Wirtschaft. (...) Für die Zukunft werden wir aber auch strategische Reserven gegen neue Pandemien und Simulationsmanöver für ein gutes Reagieren mit Gegenmaßnahmen benötigen.“

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